Entsorgung Dortmund GmbH

Entsorgung Dortmund GmbH

Rechtsform GmbH
Töchter EDG Holding GmbH
Sitz Dortmund
Leitung Frank Hengstenberg, Bastian Prange
Mitarbeiterzahl 1.000
Branche Entsorgung, Winterdienst
Website www.edg.de

Stand: 23.09.2021

Die Entsorgung Dortmund GmbH (EDG) ist ein kommunales Entsorgungsunternehmen. Hier sind rund 1.000 Menschen beschäftigt. Die EDG-Eigentümerin ist die Stadt Dortmund. Offiziell teilt sich dabei das Eigentum auf die Stadt Dortmund direkt mit 51 Prozent und die Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21) mit 49 Prozent auf.

Im Mai 2020 musste sich der damalige Hauptgeschäftsführer wegen einer schweren Erkrankung aus dem Unternehmen zurückziehen. Seitdem wird das Unternehmen alleine durch den kaufmännischen Geschäftsführer Frank Hengstenberg und den Geschäftsführer und Arbeitsdirektor Bastian Prange geleitet.

Arbeitsbedingungen

Mitarbeiter berichten in verschiedenen Zeitungen, dass sich das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen bei dem kommunalen Unternehmen in den vergangenen Jahren stark verschlechtert haben. Dies soll soweit gehen, dass die Vorgesetzten ein Klima der Angst schaffen und Kritik nur noch mit Drohungen beantworten, so erzählen es einige Mitarbeiter. Den Ruhr Nachrichten berichteten Mitarbeiter, dass bereits „ein Kaffee zu viel in einer Pause“ oder das nicht ordnungsgemäße Tragen einer Warnweste zu Abmahnungen führe.

Auch sollen Vorgesetzte den Arbeitern immer wieder damit drohen, dass man das Unternehmen an den privaten Konkurrenten und bekannten Union Buster Remondis verkaufen müsse, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. [1]

Proteste

Um auf die Arbeitsbedingungen, das schlechte Betriebsklima und vermeintliche Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit der Stelle des Arbeitsdirektors aufmerksam zu machen verteilten Mitarbeiter, die der Gewerkschaft Komba (Kommunalgewerkschaft für Beamte und Arbeitnehmer) nahe stehen sollen, Flugblätter an ihre Kollegen. Laut dem Entsorgungsmagazin sollen mindestens ein Viertel der Arbeiter bei der EDG sehr unzufrieden mit der Situation im Unternehmen sein. Gleichzeitig werfen die Mitarbeiter dem Verdi-Betriebsrat vor, nicht mehr auf Seiten der Arbeiter zu stehen.

Dabei tut das Gremium scheinbar auch so einiges um diesen Eindruck zu erhärten. So hat der Betriebsrat nun dem Verlangen der Geschäftsführung zugestimmt, die Videoüberwachung des Unternehmens auszuwerten, um die Kollegen zu identifizieren, welche das Flugblatt verteilt haben. Die Geschäftsführung will mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen gegen diese Vorgehen, da sie mit den Flyern den Betriebsfrieden gestört haben sollen.[2]

Konkurrenz zwischen zwei Gewerkschaften

Neben den sich verschlechternden Arbeitsbedingungen spielt auch die Konkurrenz zwischen Verdi und der Gewerkschaft Komba und damit dem DGB und dem Deutschen Beamtenbund (DBB) eine große Rolle.

Die Komba will bei den Betriebsratswahlen im Frühjahr 2022 erstmals mit einer eigenen Liste gegen Verdi antreten und hat nach eigenen Aussagen ihre Mitgliederzahl unter der Belegschaft deutlich ausweiten können. Selbst der heutige Geschäftsführer und ehemalige Verdi-Sekretär Bastian Prange bestätigte öffentlich, dass die ehemalige Verdi-Organisierungsquote von 97% bei der EDG deutlich geschrumpft sei. Dies dürfte sicher auch mit seiner Personalie zusammenhängen.

Bei den Betriebsratswahlen am 15. und 16. März 2022 erreichte Komba mit 422 Stimmen und acht der insgesamt 15 Betriebsratsmandate. Die „Freie Liste“ der EDG Betriebsratsvorsitzenden Bianca H. und dem beurlaubten Verbundbetriebsratsvorsitzende Marzouk C. erhielt 215 Stimmen bzw. vier Mandate. Die Liste der Gewerkschaft Verdi kam auf 149 Stimmen bzw. drei Mandate.[3]

Postengeschacher

Bereits seit mehr als drei Jahren soll es in dem kommunaler Abfallwirtschaftsbetrieb brodeln. Im Juni 2018 entließ die EDG den damaligen Arbeitsdirektor Wolfgang Birk, zur Überraschung vieler Mitarbeiter. Ausgerechnet die damals neue Betriebsratsvorsitzende Bianca Herrmann stellte einen Misstrauensantrag gegen den ehemaligen langjährigen Betriebsratsvorsitzenden Birk. Es gäbe kein Vertrauensverhältnis mehr, so die Begründung.

Bei der folgenden Abstimmung über die Abberufung aus dem Aufsichtsrat der EDG stimmten vier Mitglieder des EDG-Betriebsrates, ein Betriebsratsmitglied des Unternehmensverbundes (EDG Holding GmbH), sowie Bastian Prange, damals noch Verdi-Sekretär, gegen Birk. Wolfgang Birk klagt sich seitdem durch die verschiedenen Instanzen gegen die EDG, mit noch ungewissem Ausgang.

Ausgerechnet der Verdi-Sekretär Bastian Prange ist nun der Nachfolger von Wolfgang Birk als Arbeitsdirektor. Bereits seit 2013 sitzt Prange im Aufsichtsrat der EDG und ist mittlerweile auch noch einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens. Die Gewerkschaft bejubelte diese Situation im Januar 2020.[4] Ob Prange als Geschäftsführer wirklich noch die Interessen der rund 1000 Angestellten im Blick hat oder nicht viel mehr die des Unternehmens darf wohl bezweifelt werden.

Korruption und Vetternwirtschaft

Im Mittelpunkt der Ermittlungen im Frühjahr 2022 steht der Verbundbetriebsratsvorsitzende Marzouk C. Er soll allein in den Jahren 2020-2021 an 17 versuchten Jobvermittlungen beteiligt gewesen sein. Ob und wie viele weitere Mitarbeiter*innen daran beteiligt waren ist bisher unbekannt. Die EDG stellte einen weiteren Mitarbeiter frei, der der Polizei die entscheidenden Hinweise zur Festnahme gab. Er soll seit längerem davon gewusst und die Praxis geduldet haben, Geld habe er jedoch stehts abgelehnt.

Das Entsorgungsmagazin[5] berichtet von einem weiteren Fall, in dem ein Bereichsleiter einen Auflösungsvertrag unterschrieb, in dem 70.000 Euro Abfindung vereinbart gewesen sein sollen. Nach einem kurzzeitigen Job beim Konkurrenten Remondis sei er dann zur EDG zurückgekehrt und stieg als Abteilungsleiter sogar im Unternehmen noch weiter auf. Die gezahlte Abfindung durfte er scheinbar dennoch behalten.

Die Geschäftsführung soll auch Marzouk C. während seiner Amtszeit als Verbundbetriebsratsvorsitzender bevorzugt behandelt haben. Mitarbeiter*innen berichten dem Entsorgungsmagazin, dass die Personalabteilung ihn in dieser Zeit dreimal höher eingruppierte. Die offizielle Begründung dafür soll Mehrarbeit gewesen sein.

Laut Utz Kowalewski, Fraktionsvorsitzender der Fraktion „Die Linke+“ ist die EDG zudem „im politischen Raum durchaus dafür bekannt, Mitglieder der großen Parteien bei Bedarf finanziell zu versorgen.“

Nachweise / Quellen

  1. Klaus Hennin Glitze, Was ist los bei der EDG in Dortmund?, 03.09.2021, e-mag.press/
  2. Klaus Hennin Glitze, Brancheninfo Aktuell 41-08/2021, 27.08.2021, e-mag.press/
  3. Kevin Hoffmann: Frontberichte 03/2022: Fracares, Sixt, Entsorgung Dortmund GmbH & Humbaur, {{{websiteTitle}}}, 2022-03-23, https://arbeitsunrecht.de/frontberichte-03-2022/
  4. Alexander Völkel, ver.di-Jahreseinstieg in Dortmund: Engagement gegen prekäre Beschäftigung und gesellschaftliche Spaltung, 22.01.2020,nordstadtblogger.de/
  5. Klaus Henning Glitza, Neue Pikante Details, https://e-mag.press/neue-pikante-details/, 18.03.2022, e-mag.press/