Gemeinsam sind wir stärker! Die aktion ./. arbeitsunrecht unterstützt Beschäftigte, Betriebsräte und Gewerkschafter:innen gegen Union Busting. Unsere Arbeit wirkt. ► Wirken Sie mit!
► Werden Sie jetzt Fördermitglied!
Freitag13 Nr.6 gegen Deliveroo: Unterschied zwischen den Versionen
JR1905 (Diskussion | Beiträge) (Erfolge hinzugefügt) |
JR1905 (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Freitag13-April-2018 shame-on-you-deliveroo 230pxl.png|alternativtext=|mini|Banner zum #Freitag13 gegen Deliveroo]] | [[Datei:Freitag13-April-2018 shame-on-you-deliveroo 230pxl.png|alternativtext=|mini|Banner zum #Freitag13 gegen Deliveroo]] | ||
− | Unter dem Motto '''''"Shame on you, Deliveroo!"''''' protestierten am Freitag, dem 13.04.2018, 200-300 Rider und Unterstützer gegen die systematische Entrechtung von Deliveroo-Kurieren durch Schein-Selbständigkeit, Lohn-Dumping, Betriebsrats-Behinderung und Stücklohn-Knechtschaft.<ref>Aktion gegen Arbeitsunrecht, 13.04.2021 Deliveroo: Das ist Stücklohn-Knechtschaft! Die muss gestoppt werden! https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-das-ist-stuecklohn-knechtschaft-die-muss-gestoppt-werden/</ref> Es gab Fahrraddemonstrationen in Köln und Berlin und einen Agit-Prop-Aktion am | + | Unter dem Motto '''''"Shame on you, Deliveroo!"''''' protestierten am Freitag, dem 13.04.2018, 200-300 Rider und Unterstützer gegen die systematische Entrechtung von Deliveroo-Kurieren durch Schein-Selbständigkeit, Lohn-Dumping, Betriebsrats-Behinderung und Stücklohn-Knechtschaft.<ref>Aktion gegen Arbeitsunrecht, 13.04.2021 Deliveroo: Das ist Stücklohn-Knechtschaft! Die muss gestoppt werden! https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-das-ist-stuecklohn-knechtschaft-die-muss-gestoppt-werden/</ref> Es gab Fahrraddemonstrationen in Köln und Berlin und einen Agit-Prop-Aktion am Museumsplatz in Amsterdam, sowie Solidaritäts-Aktionen in Cardiff und Glasgow. <ref>Aktion gegen Arbeitsunrecht 14.04.2018 Shame on you, Deliveroo! Freitag, der 13. macht Schritt nach Europa https://arbeitsunrecht.de/shame-on-you-deliveroo/</ref> |
Zuvor hatte die Aktion gegen Arbeitsunrecht mit spendenfinanzierten Briefen 1.547 Deliveroo-Vertragsrestaurants über das Geschäftsgebaren des Lieferdienstes gegenüber den Kurieren aufgeklärt und zur Überprüfung der Geschäftsbeziehungen aufgefordert. | Zuvor hatte die Aktion gegen Arbeitsunrecht mit spendenfinanzierten Briefen 1.547 Deliveroo-Vertragsrestaurants über das Geschäftsgebaren des Lieferdienstes gegenüber den Kurieren aufgeklärt und zur Überprüfung der Geschäftsbeziehungen aufgefordert. | ||
====== Hintergrund ====== | ====== Hintergrund ====== | ||
− | Deliveroo arbeitete routinemäßig mit sachgrundlosen Kettenbefristungen. Das Management versuchte, den ersten deutschen Deliveroo-Betriebsrat in Köln zu zerschlagen, indem nahezu alle Befristungen ausliefen und in Schein-Selbständigkeiten umgewandelt wurden. Ein Betriebsratsmitglied von Deliveroo in Köln klagte gegen ihre Entlassung durch Nicht-Verlängerung eines befristeten Vetrages. <ref>Arbeitsunrecht 14.03.2018 Deliveroo: Protest vor Arbeitsgericht Köln https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-protest-vor-arbeitsgericht-koeln/</ref> | + | Deliveroo arbeitete routinemäßig mit sachgrundlosen Kettenbefristungen. Das Management versuchte, den ersten deutschen Deliveroo-Betriebsrat in Köln zu zerschlagen, indem nahezu alle Befristungen ausliefen und in Schein-Selbständigkeiten umgewandelt wurden. Ein Betriebsratsmitglied von Deliveroo in Köln klagte gegen ihre Entlassung durch Nicht-Verlängerung eines befristeten Vetrages. <ref>Aktion gegen Arbeitsunrecht 14.03.2018 Deliveroo: Protest vor Arbeitsgericht Köln https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-protest-vor-arbeitsgericht-koeln/</ref> |
Zudem experimentierte Deliveroo mit arbeitsrechtlichen Grausamkeiten wie Null-Euro-Verträgen – bezahlt wurden nur noch Abschläge für erfolgreiche Auslieferungen – oder Ein-Stunden-Schichten. Hinter futuristischen Schlagworten wie „Dienstleistung 4.0“ und „Gig-Economy“ verbirgt sich ein Rückfall in die Dienstboten-Kultur des Kaiserreichs. | Zudem experimentierte Deliveroo mit arbeitsrechtlichen Grausamkeiten wie Null-Euro-Verträgen – bezahlt wurden nur noch Abschläge für erfolgreiche Auslieferungen – oder Ein-Stunden-Schichten. Hinter futuristischen Schlagworten wie „Dienstleistung 4.0“ und „Gig-Economy“ verbirgt sich ein Rückfall in die Dienstboten-Kultur des Kaiserreichs. | ||
− | Das Kalkül der beratend tätigen Wirtschaftskanzlei [[Gleiss Lutz]] lautete: 1. Selbständige dürfen keinen Betriebsrat wählen. 2. Gewählte Betriebsratsmitglieder scheiden durch Nicht-Verlängerung aus. <ref>Arbeitsunrecht 16.03.2018 Deliveroo: Aktionstag am Freitag, 13. https://arbeitsunrecht.de/freitag13-aktionen-gegen-deliveroo/</ref> | + | Das Kalkül der beratend tätigen Wirtschaftskanzlei [[Gleiss Lutz]] lautete: 1. Selbständige dürfen keinen Betriebsrat wählen. 2. Gewählte Betriebsratsmitglieder scheiden durch Nicht-Verlängerung aus. <ref>Aktion gegen Arbeitsunrecht 16.03.2018 Deliveroo: Aktionstag am Freitag, 13. https://arbeitsunrecht.de/freitag13-aktionen-gegen-deliveroo/</ref> |
== Erfolge == | == Erfolge == | ||
− | + | Das Medien-Echo auf die Skandalisierung der Arbeitsbedingungen und den Aktionstag #Freitag13 war groß. Unter anderem griffen die [https://de.wikipedia.org/wiki/Heute-show heute-show] und die Sendung [https://de.wikipedia.org/wiki/Hart_aber_fair hart aber fair] das Thema auf. <ref>Aktion gegen Arbeitsunrecht 05.05.2018 Deliveroo: Freitag, der 13. wirkt! https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-freitag-der-13-wirkt/</ref> In der Folge des Aktionstags und der Imagekorrektur zog sich Deliveroo im August 2018 aus 10 von 15 deutschen Städetn zurück. <ref>Aktion gegen Arbeitsunrecht 29.08.2021 Gig-Economy: Deliveroo und Foodora auf Rückzug https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-und-foodora-auf-rueckzug/</ref> Ein Jahr später, im August 2019 zog sich Deliveroo schließlich komplett aus dem deutschen Markt zurück. <ref>Christoph Kapalkschinski 12.08.2019 Handelsbatt Deliveroo zieht sich aus Deutschland zurück – und überlässt Lieferando den Markt https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/essenslieferdienst-deliveroo-zieht-sich-aus-deutschland-zurueck-und-ueberlaesst-lieferando-den-markt/24895030.html</ref> | |
== Belege / Quellen == | == Belege / Quellen == |
Version vom 26. Juni 2021, 09:08 Uhr
Unter dem Motto "Shame on you, Deliveroo!" protestierten am Freitag, dem 13.04.2018, 200-300 Rider und Unterstützer gegen die systematische Entrechtung von Deliveroo-Kurieren durch Schein-Selbständigkeit, Lohn-Dumping, Betriebsrats-Behinderung und Stücklohn-Knechtschaft.[1] Es gab Fahrraddemonstrationen in Köln und Berlin und einen Agit-Prop-Aktion am Museumsplatz in Amsterdam, sowie Solidaritäts-Aktionen in Cardiff und Glasgow. [2]
Zuvor hatte die Aktion gegen Arbeitsunrecht mit spendenfinanzierten Briefen 1.547 Deliveroo-Vertragsrestaurants über das Geschäftsgebaren des Lieferdienstes gegenüber den Kurieren aufgeklärt und zur Überprüfung der Geschäftsbeziehungen aufgefordert.
Hintergrund
Deliveroo arbeitete routinemäßig mit sachgrundlosen Kettenbefristungen. Das Management versuchte, den ersten deutschen Deliveroo-Betriebsrat in Köln zu zerschlagen, indem nahezu alle Befristungen ausliefen und in Schein-Selbständigkeiten umgewandelt wurden. Ein Betriebsratsmitglied von Deliveroo in Köln klagte gegen ihre Entlassung durch Nicht-Verlängerung eines befristeten Vetrages. [3]
Zudem experimentierte Deliveroo mit arbeitsrechtlichen Grausamkeiten wie Null-Euro-Verträgen – bezahlt wurden nur noch Abschläge für erfolgreiche Auslieferungen – oder Ein-Stunden-Schichten. Hinter futuristischen Schlagworten wie „Dienstleistung 4.0“ und „Gig-Economy“ verbirgt sich ein Rückfall in die Dienstboten-Kultur des Kaiserreichs.
Das Kalkül der beratend tätigen Wirtschaftskanzlei Gleiss Lutz lautete: 1. Selbständige dürfen keinen Betriebsrat wählen. 2. Gewählte Betriebsratsmitglieder scheiden durch Nicht-Verlängerung aus. [4]
Erfolge
Das Medien-Echo auf die Skandalisierung der Arbeitsbedingungen und den Aktionstag #Freitag13 war groß. Unter anderem griffen die heute-show und die Sendung hart aber fair das Thema auf. [5] In der Folge des Aktionstags und der Imagekorrektur zog sich Deliveroo im August 2018 aus 10 von 15 deutschen Städetn zurück. [6] Ein Jahr später, im August 2019 zog sich Deliveroo schließlich komplett aus dem deutschen Markt zurück. [7]
Belege / Quellen
- ↑ Aktion gegen Arbeitsunrecht, 13.04.2021 Deliveroo: Das ist Stücklohn-Knechtschaft! Die muss gestoppt werden! https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-das-ist-stuecklohn-knechtschaft-die-muss-gestoppt-werden/
- ↑ Aktion gegen Arbeitsunrecht 14.04.2018 Shame on you, Deliveroo! Freitag, der 13. macht Schritt nach Europa https://arbeitsunrecht.de/shame-on-you-deliveroo/
- ↑ Aktion gegen Arbeitsunrecht 14.03.2018 Deliveroo: Protest vor Arbeitsgericht Köln https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-protest-vor-arbeitsgericht-koeln/
- ↑ Aktion gegen Arbeitsunrecht 16.03.2018 Deliveroo: Aktionstag am Freitag, 13. https://arbeitsunrecht.de/freitag13-aktionen-gegen-deliveroo/
- ↑ Aktion gegen Arbeitsunrecht 05.05.2018 Deliveroo: Freitag, der 13. wirkt! https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-freitag-der-13-wirkt/
- ↑ Aktion gegen Arbeitsunrecht 29.08.2021 Gig-Economy: Deliveroo und Foodora auf Rückzug https://arbeitsunrecht.de/deliveroo-und-foodora-auf-rueckzug/
- ↑ Christoph Kapalkschinski 12.08.2019 Handelsbatt Deliveroo zieht sich aus Deutschland zurück – und überlässt Lieferando den Markt https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/essenslieferdienst-deliveroo-zieht-sich-aus-deutschland-zurueck-und-ueberlaesst-lieferando-den-markt/24895030.html