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Gorillas: Unterschied zwischen den Versionen

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Gerichtsprozesse behandelten die Streitpunkte: Befristung von Arbeitsverträgen, Kündigungen als Vergeltung für Streiks, Betriebsratsgründung,  
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Gerichtsprozesse behandelten die Streitpunkte: Befristung von Arbeitsverträgen, Kündigungen als Vergeltung für Streiks, Betriebsratsgründung,
  
 
== Proteste ==
 
== Proteste ==

Version vom 13. Januar 2022, 14:39 Uhr

Gorillas Technologies

Rechtsform GmbH
Gründung Mai 2020
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung Kağan Sümer
Mitarbeiterzahl ca. 3.000
Branche Lieferdienst für Lebensmittel
Website gorillas.io

Stand: 15.6.2021
Logo der Arbeiterorganisation Gorillas Workers Collective.

→ Hauptartikel Unternehmen Gorillas

Die Gorillas Technologies GmbH wurde 2020 als Startup der Plattform-Ökonomie von Kağan Sümer, Ronny Shibley und Jörg Kattner in Berlin gegründet. Das Unternehmen galt als Shooting-Star, da es innerhalb von nur einem Jahr zu einer Bewertung von über einer Milliarde gelangte, wofür die Investoren-Szene den Ehrentitel "Einhorn" (Unicorn) vergibt. Nach internen Querelen, überraschenden Personalwechseln im Management, Betriebsratsbehinderung und einem wilden Streik im Juni 2021 legte sich die anfängliche Euphorie von Geldgebern und Wirtschaftspresse.


#Freitag13

Gorillas wurde in einer Online-Abstimmung zum Ziel des Aktionstags #Freitag13 der aktion ./. arbeitsunrecht am 13. August 2021. Die Gründe waren:

  • fehlerhafte Lohnabrechnungen- und Zahlungen,
  • Behinderung der ersten Betriebsratswahl
  • Probleme bei Lohnfortzahlung im Krankheitsfall + Urlaub,
  • gesundheitsgefährdende Lieferungen mit mehr als 30 kg Gewicht,
  • sechsmonatige Probezeiten bei Verträgen, die auf ein Jahres befristet sind,
  • willkürliche Kündigungen,
  • keine Bereitstellung von tauglichem Arbeitsmaterial (Räder, Diensthandys, Regen- und Winterkleidung).

Weil das Abstimmungsergebnis so knapp ausfiel, wurde für den Aktionstag als weiteres Ziel-Unternehmen Lieferando festgelegt.[1] Am Morgen des #Freitag13 am 13. August 2021 gab das Lieferando-Management bekannt eine der Hauptforderungen der Arbeitsrechts-Aktivisten zu erfüllen und den rund 10.000 Ridern unbefristete Verträge anzubieten. [2]

Fälle von Union Busting

  • Gorillas Berlin

→ Hauptartikel Betriebsratsgründung Gorillas Berlin 2021

Im laufe des Jahres 2021 begannen Mitarbeiter eine Betriebsratswahl zu organisieren. Die Unternehmensseite versuchte dies durch verschiedene Maßnahmen zu behindern:

Union Busting Methoden

  • Einschleusung von leitenden Angestellten
  • Versuch der Verhinderung der Betriebsratswahl durch Betriebszerschlagung
  • Umstellung auf Franchise-Modell

Betriebsratsgründung Gorillas Berlin 2021

Arbeitsbedingungen

→ Hauptartikel Arbeitsbedingungen Gorillas

Stichpunkte: fehlerhafte Lohnabrechnungen, Urlaubsanspruch verweigert, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, lange Probezeiten, Rückenprobleme, fehlende Pausen, Hygienemängel, Fahren bei Schnee, keine angemessene Winterkleidung, Leiharbeit

Gerichtsprozesse

→ Hauptartikel Gerichtsprozesse Gorillas

Gerichtsprozesse behandelten die Streitpunkte: Befristung von Arbeitsverträgen, Kündigungen als Vergeltung für Streiks, Betriebsratsgründung,

Proteste

Hire & Fire

Wilder Streik: We want Santiago back!

In den Tagen nach dem 11. Juni 2021 streiken die Fahrer mehrerer Berliner Warenlager des Lieferdienstes Gorillas. Sie setzen sich für die Wiedereinstellung eines Kollegen ein, dem am Vortag kurzfristig gekündigt wurde, weil er zu spät zu seiner Schicht gekommen sei.

Im Zusammenhang mit den Streiks lohnt es sich einmal die rechtliche Situation wilder Streiks anzuschauen, die oft fälschlicherweise als illegal wahrgenommen werden.[3]

Verbandsfreier Streik Oktober 2021 in Berlin

Anfang Oktober 2021 streikten Gorillas-Rider erneut. In der Folge feuerte das Unternehmen mehrere hundert Rider. Selbst die Tagesschau fragte, ob Gorillas damit zum Präzedenzfall wird und das Gericht bei der Verhandlung der Kündigungsschutzklagen auf Europäisches Recht abstellen wird, mach dem der verbandsfreie Streik legitim ist und keine Grundlage für Kündigungen sein kann.[4]

Anwohner gegen Lautstärke

In Berlin gab es bereits im Frühjahr 2021 massive Proteste der Nachbarschaft gegen die Gorillas-Lager und damit verbundenen Lärm, Chaos und Unannehmlichkeiten inmitten von Wohnvierteln.

Markus Beckedahl berichtet: "Die Expansion geht zu Lasten der Anwohner:innen, die auf einmal neben einem Logistikzentrum aufwachen, wo gestern noch ein leeres Ladenlokal war. Ein Standort in Berlin-Friedrichshain musste bereits Mitte März geschlossen werden, weil sich viele Anwohner:innen erfolgreich beschwert hatten. Im Prenzlauer Berg gibt es vergleichbare Beschwerden über Lärmbelästigungen und Einschränkungen der Verkehrssicherheit durch Lieferverkehr in zweiter Reihe. Wer dort in den vergangene Tagen vorbei kam, konnte beobachten, wie der halbe Bürgersteig von Fahrrädern blockiert wurde, auf der anderen Hälfte standen die Gorillas-Crowdworker:innen Schlange, um ihre Auslieferung in Empfang zu nehmen. Drumherum türmten sich Paletten."[5]


Quellen / Nachweise

  1. aktion ./. arbeitsunrecht, #Freitag13 vs. Gorillas + Lieferando. Was geht ab? Worum geht’s?, 03.08.2021
  2. Jessica Reisner, #Freitag13 vs. Gorillas + Lieferando. Bunte Aktionen in 10 Städten erzielen Erfolg, 15.08.2021, Webseite aktion ./. arbeitsunrecht
  3. Lukas Schmolzi: Falsche Glaubenssätze, junge Welt, 22.6. 2021
  4. Tagesschau Wird Gorillas-Streik zum Präzedenzfall?, 06.10.2021, abgerufen 13.11.2021
  5. Markus Beckedahl: Gorillas Start-up - Die neuen Verteilungskämpfe, Netzpolitik.org, 29.4.2021.