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Gorillas: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach internen Querelen, überraschenden Personalwechseln im Management, Betriebsratsbehinderung und einem [[wilder Streik|wilden Streik]] im Juni 2021 legte sich die anfängliche Euphorie von Geldgebern und Wirtschaftspresse.  
 
Nach internen Querelen, überraschenden Personalwechseln im Management, Betriebsratsbehinderung und einem [[wilder Streik|wilden Streik]] im Juni 2021 legte sich die anfängliche Euphorie von Geldgebern und Wirtschaftspresse.  
  
==Geschäftsmodell==
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== #Freitag13 ==
Gorillas betreibt einen [[Online-Supermarkt]] bzw. Flash-Supermarkt ("On-Demand-Delivery"). 
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Gorillas ist für den Aktionstag #[[Freitag13]] der [[aktion ./. arbeitsunrecht]] am 13. August 2021 nominiert. Die Gründe sind:
 
 
Gorillas liefert Supermarkt-Artikel per Fahrrad in der Nachbarschaft aus. Das Unternehmen betreibt zu diesem Zweck eine Online-Plattform, Apps für Kunden und Lieferanten, Lager (sog. Warehouses) und beschäftigt Fahrradkuriere (Rider), Kommissionierer (Picker) und IT-Fachkräfte.  
 
 
 
2021 warb das Unternehmen mit einer Lieferzeit von nur 10 Minuten. Gorillas hatte nach eigenen Angaben über 1.000 Artikel im Sortiment.  
 
  
Wie bei vielen anderen Start-ups ist vermutlich der Exit-Plan entscheidend. D.h. innerhalb der ersten fünf Jahre soll eine Marktposition, möglichst ein Monopol, erobert werden, um das Unternehmen dann an die Börse zu bringen oder an die Konkurrenz zu verkaufen. Markus Beckedahl schreibt dazu: "
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* fehlerhafte Abrechnungen
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* Probleme bei Lohnfortzahlung im Krankheitsfall + Urlaub
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* Lieferungen bis zu >30 kg
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* 6-monatige Probezeiten bei 1-Jahres-Befristungen
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* Willkürliche Kündigungen
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* keine Bereitstellung von Arbeitsmaterial (adäquate Räder, Diensthandys, Regen- und Winterkleidung)
  
''"Inwiefern das Geschäftsmodell nachhaltig ist, ist unter Branchenspezialist:innen umstritten. Zu klein seien die Margen und zu groß der administrative Overhead, um mal eben Lieferungen für 20 Euro oder eine Avocado durchzuführen. Derzeit kostet das eine Gebühr von 1,80 Euro, ein Crowdworker dürfte rund eine halbe Stunde damit beschäftigt sein.''
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==Betriebsratsgründung in Berlin==
 
 
''Wahrscheinlicher ist: Mit '''Venture-Capital wird wieder eine Blase''' finanziert, die man zuvor bereits im Kampf um die Marktführerschaft bei klassischen Lieferdiensten beobachten konnte. '<nowiki/>'''Move fast and break things'''<nowiki/>' dürfte die Devise sein, schnell wachsen, expandieren und dann irgendwann teuer an einen kommenden Monopolisten verkaufen."''<ref>Markus Beckedahl: [https://netzpolitik.org/2021/gorillas-start-up-die-neuen-verteilungskaempfe/ Gorillas Start-up - Die neuen Verteilungskämpfe], Netzpolitik.org, 29.4.2021.</ref>
 
 
 
===Vorbilder: goPuff + Getir===
 
Es handelt sich um ein Copycat-Modell (Nachahmung). Das Geschäftsmodell ist aus den USA (goPuff) und der Türkei (Getir) abgekupfert und auf Deutschland übertragen worden, bevor die Vorbilder deutschen Boden betreten konnten. [[GoPuff]] ist bereits seit 2013 in den USA aktiv, konnte von Risiko-Investoren 1,15 Mrd einsammeln und erreichte im März 2021 eine Bewertung von 8,9 Mrd. US-Dollar.<ref>Anthony Ha: [https://techcrunch.com/2021/03/23/gopuff-new-funding/ ‘Instant needs’ delivery startup goPuff raises $1.15B at an $8.9B valuation], Tech crunch, 23.3.2021.</ref> Nach dem Copycat-Prinzip sind die Samwer-Brüder (Rocket Internet, Zalando, Foodora, Helpling) zu Milliardären geworden. Gorillas CEO Sümer soll bei [[Rocket Internet]] gelernt haben.<ref>Alexander Hüsing:  Hintergrund: 5 Dinge, die jeder über das ganz schnelle Unicorn Gorillas wissen sollte, deutsche Startups, 26.3.2021.</ref>
 
 
 
=== Erbitterter Konkurrenzkampf ===
 
Der Markt ist extrem umkämpft, die Margen niedrig, der Kapital-Aufwand hoch, der Erfolg ungewiss. Mit [[Grovy]] und [[Flink]] machen zwei deutsche Gorillas-Nachahmer den goPuff-Nachahmern Konkurrenz. Im Ruhrgebiet ging der niederländische Online-Anbieter [[Picnic]] an den Start, aus Tschechien klopft [[Rohlik]] an, aus der Türkei [[Getir]] (mit Unterstützung des ehemaligen Deliveroo-Managers [[Simon Rötte]]<nowiki/>r), während die klassischen Supermärkte wie Rewe und Edeka eigene Lieferdienste anbieten und ebenfalls mit Schnell-Lieferdiensten experimentieren.<ref>[https://www.chip.de/news/Rewe-Edeka-Gorillas-bekommen-Konkurrenz-Tuerkischer-Lieferdienst-bereitet-Deutschland-Start-vor_183575831.html Rewe, Edeka & Gorillas bekommen Konkurrenz: Türkischer Lieferdienst bereitet Deutschland-Start vor], Chip 365, abgerufen 15.6.2021.</ref>     
 
 
 
Zu allem Überfluss kündigte auch der DAX-Konzern [[Delivery Hero]] (ehemals Foodora) an, in den Markt einsteigen zu wollen und sogar in 7 Minuten zu liefern.<ref>Michael Gassmann: [https://www.businessinsider.de/gruenderszene/food/delivery-hero-foodpanda-7-minuten-gorillas-flink/ Foodpanda - Das 7-Minuten-Versprechen: So will Delivery Hero Gorillas und Co. Konkurrenz machen], Gründerszene, 11.6.2021.</ref>   
 
 
 
== Investoren / Besitzer ==
 
Die meisten Anteile hält im Mai 2021 die New Yorker Investmentgesellscharft [[Coatue]] (19,4%), gefolgt von Gründer und CEO Kağan Sümer mit 18% und [[Atlantic Food Labs]] mit 14,9%. Mit einigem Abstand folgen Mit-Gründer Ronny Shibley (7,6 %), DST Global (4,7%) und Tencent (3,9%).
 
 
 
Alexander Hüsing schreibt: ''"Auf Mitgründer Kattner, der bereits ausgestiegen ist, entfallen noch 4,2 %. Der Berliner '''Super-Angel [[Christophe Maire]]''', der über Atlantic Food Labs bereits im Sommer 2020 in Gorillas investierte, ist über mehrere Investmentvehikel weiter mit rund 14,9 % am Lieferdienst beteiligt. Noch mehr Anteile hält nur die New Yorker Investmentgesellschaft Coatue, auf die '''19,4 % der Gorillas-Anteile''' entfallen. Der milliardenschwere Geldgeber [[DST Global]], hinter dem [[Yuri Milne]]<nowiki/>r steckt, ist derzeit mit 4,7 % an Gorillas beteiligt. Auf den chinesischen Internet-Giganten [[Tencent]] entfallen knapp 3,9 %. [[Greenoaks Capita]]<nowiki/>l ist derzeit mit 2,3 % am Unternehmen beteiligt. Auf Fifth Wall entfallen 1,1 % der Gorillas-Anteile. Der Berliner Geldgeber Discovery Ventures (Jan Deepen und Stefan Jeschonnek) zu guter Letzt ist noch mit knapp 0,4 % am schnellen Supermarkt beteiligt. Daneben sind noch einige Gorillas-Mitarbeiter wie '''Ronny Shibley (7,6 %)''', Felix Chrobog (2,3 %) und Ugur Samut (2,1 %) direkt am Unternehmen beteiligt. Zudem halten auch noch diverse weitere Personen MIni-Anteile am Unicorn – darunter Neeraj Berry, Elmar Broschelt, Adrian Frenzel, Kevin Hartz, Daniel Khachab, Philipp Klöckner, Alexander Ljung, Florian Meissner, Ramzi Rizk, Ulrike Schott-Maire, Matthias Wilrich."''<ref>Alexander Hüsing: [https://www.deutsche-startups.de/2021/05/04/gorillas-captablecheck-unicorn/ #CaptableCheck. Gründer Kagan Sümer hält weiter 18,9 % am Unicorn Gorillas], deutsche Startups, 4.5.2021.</ref>
 
 
 
==Vorgeschichte==
 
Vorläufer von Gorillas war die Berliner Firma [[Get Goodies]]. Der Blog ''deutsche Startups'' schreibt im März 2021: ''"Gründer Sümer kam vor zwei Jahren von Istanbul nach Deutschland. Bereits einige Jahre zuvor hatte er versucht beim Berliner Internet-Investor [[Rocket Internet]] anzuheuern, was nicht ihm aber nicht gelang. Später wirkte er dann doch im Rocket-Imperium bei der B2B Food Group, die im Catering-Segment unterwegs ist. In Berlin entstand dann bald darauf der Gorillas-Vorgänger Get Goodies. Dafür kratzte Sümer sein letztes Geld zusammen und mietete ein Lager an.”''<ref>Alexander Hüsing:  [https://www.deutsche-startups.de/2021/03/26/gorillas-unicorn-fakten/ Hintergrund: 5 Dinge, die jeder über das ganz schnelle Unicorn Gorillas wissen sollte], deutsche Startups, 26.3.2021.</ref>
 
 
 
Der Libanese Ronny Shibley, der zu den Gründern von Gorillas gehört, war 2014 bereits Mitgründer von [[Mapptivate Technologies]] und 2015 mit [[Emile Harb]] und [[Kamel Semakieh]] Gründer von [[Eddress]], einer Firma die nach eigenen Angaben auf die Auslagerung von Adressdaten und Lieferdiensten spezialisiert ist (Sitz: Baabda, Libanon). Wichtigster Programmierer ist [[Kamel Semakieh]] aus Beirut.<ref>[https://www.crunchbase.com/person/ronny-shibley Ronny Shibley], Crunchbase, abgerufen 15.6.2021. </ref><ref>[https://www.crunchbase.com/organization/eddress Organization: eddress], crunchbase, abgerufen 15.6.2021. </ref><ref>[http://www.eddress.co/about-us.html About us], Eddress, abgerufen 15.6.2021</ref> 
 
 
 
==Betriebsratsgründung==
 
 
Volker Briegleb schreibt auf heise.de: "Anfang Juni 2021 hatten die Organisatoren der Betriebsratsgründung zu einer Mitarbeiterversammlung eingeladen, um einen Wahlvorstand zu wählen.  
 
Volker Briegleb schreibt auf heise.de: "Anfang Juni 2021 hatten die Organisatoren der Betriebsratsgründung zu einer Mitarbeiterversammlung eingeladen, um einen Wahlvorstand zu wählen.  
  
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Im Zusammenhang mit den Streiks lohnt es sich einmal die [[Wilder Streik bei Gorillas: We want Santiago back!|rechtliche Situation wilder Streiks]] anzuschauen, die oft fälschlicherweise als illegal wahrgenommen werden.<ref>Lukas Schmolzi, Falsche Glaubenssätze[https://www.jungewelt.de/artikel/404811.wilder-streik-bei-gorillas-falsche-glaubenss%C3%A4tze.html]junge Welt, 22.6. 2021</ref>
 
Im Zusammenhang mit den Streiks lohnt es sich einmal die [[Wilder Streik bei Gorillas: We want Santiago back!|rechtliche Situation wilder Streiks]] anzuschauen, die oft fälschlicherweise als illegal wahrgenommen werden.<ref>Lukas Schmolzi, Falsche Glaubenssätze[https://www.jungewelt.de/artikel/404811.wilder-streik-bei-gorillas-falsche-glaubenss%C3%A4tze.html]junge Welt, 22.6. 2021</ref>
  
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==Geschäftsmodell==
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Gorillas betreibt einen [[Online-Supermarkt]] bzw. Flash-Supermarkt ("On-Demand-Delivery"). 
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Gorillas liefert Supermarkt-Artikel per Fahrrad in der Nachbarschaft aus. Das Unternehmen betreibt zu diesem Zweck eine Online-Plattform, Apps für Kunden und Lieferanten, Lager (sog. Warehouses) und beschäftigt Fahrradkuriere (Rider), Kommissionierer (Picker) und IT-Fachkräfte.
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2021 warb das Unternehmen mit einer Lieferzeit von nur 10 Minuten. Gorillas hatte nach eigenen Angaben über 1.000 Artikel im Sortiment.
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Wie bei vielen anderen Start-ups ist vermutlich der Exit-Plan entscheidend. D.h. innerhalb der ersten fünf Jahre soll eine Marktposition, möglichst ein Monopol, erobert werden, um das Unternehmen dann an die Börse zu bringen oder an die Konkurrenz zu verkaufen. Markus Beckedahl schreibt dazu: "
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''"Inwiefern das Geschäftsmodell nachhaltig ist, ist unter Branchenspezialist:innen umstritten. Zu klein seien die Margen und zu groß der administrative Overhead, um mal eben Lieferungen für 20 Euro oder eine Avocado durchzuführen. Derzeit kostet das eine Gebühr von 1,80 Euro, ein Crowdworker dürfte rund eine halbe Stunde damit beschäftigt sein.''
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''Wahrscheinlicher ist: Mit '''Venture-Capital wird wieder eine Blase''' finanziert, die man zuvor bereits im Kampf um die Marktführerschaft bei klassischen Lieferdiensten beobachten konnte. '<nowiki/>'''Move fast and break things'''<nowiki/>' dürfte die Devise sein, schnell wachsen, expandieren und dann irgendwann teuer an einen kommenden Monopolisten verkaufen."''<ref>Markus Beckedahl: [https://netzpolitik.org/2021/gorillas-start-up-die-neuen-verteilungskaempfe/ Gorillas Start-up - Die neuen Verteilungskämpfe], Netzpolitik.org, 29.4.2021.</ref>
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===Vorbilder: goPuff + Getir===
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Es handelt sich um ein Copycat-Modell (Nachahmung). Das Geschäftsmodell ist aus den USA (goPuff) und der Türkei (Getir) abgekupfert und auf Deutschland übertragen worden, bevor die Vorbilder deutschen Boden betreten konnten. [[GoPuff]] ist bereits seit 2013 in den USA aktiv, konnte von Risiko-Investoren 1,15 Mrd einsammeln und erreichte im März 2021 eine Bewertung von 8,9 Mrd. US-Dollar.<ref>Anthony Ha: [https://techcrunch.com/2021/03/23/gopuff-new-funding/ ‘Instant needs’ delivery startup goPuff raises $1.15B at an $8.9B valuation], Tech crunch, 23.3.2021.</ref> Nach dem Copycat-Prinzip sind die Samwer-Brüder (Rocket Internet, Zalando, Foodora, Helpling) zu Milliardären geworden. Gorillas CEO Sümer soll bei [[Rocket Internet]] gelernt haben.<ref>Alexander Hüsing:  Hintergrund: 5 Dinge, die jeder über das ganz schnelle Unicorn Gorillas wissen sollte, deutsche Startups, 26.3.2021.</ref>
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=== Erbitterter Konkurrenzkampf ===
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Der Markt ist extrem umkämpft, die Margen niedrig, der Kapital-Aufwand hoch, der Erfolg ungewiss. Mit [[Grovy]] und [[Flink]] machen zwei deutsche Gorillas-Nachahmer den goPuff-Nachahmern Konkurrenz. Im Ruhrgebiet ging der niederländische Online-Anbieter [[Picnic]] an den Start, aus Tschechien klopft [[Rohlik]] an, aus der Türkei [[Getir]] (mit Unterstützung des ehemaligen Deliveroo-Managers [[Simon Rötte]]<nowiki/>r), während die klassischen Supermärkte wie Rewe und Edeka eigene Lieferdienste anbieten und ebenfalls mit Schnell-Lieferdiensten experimentieren.<ref>[https://www.chip.de/news/Rewe-Edeka-Gorillas-bekommen-Konkurrenz-Tuerkischer-Lieferdienst-bereitet-Deutschland-Start-vor_183575831.html Rewe, Edeka & Gorillas bekommen Konkurrenz: Türkischer Lieferdienst bereitet Deutschland-Start vor], Chip 365, abgerufen 15.6.2021.</ref>     
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Zu allem Überfluss kündigte auch der DAX-Konzern [[Delivery Hero]] (ehemals Foodora) an, in den Markt einsteigen zu wollen und sogar in 7 Minuten zu liefern.<ref>Michael Gassmann: [https://www.businessinsider.de/gruenderszene/food/delivery-hero-foodpanda-7-minuten-gorillas-flink/ Foodpanda - Das 7-Minuten-Versprechen: So will Delivery Hero Gorillas und Co. Konkurrenz machen], Gründerszene, 11.6.2021.</ref>   
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== Investoren / Besitzer ==
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Die meisten Anteile hält im Mai 2021 die New Yorker Investmentgesellscharft [[Coatue]] (19,4%), gefolgt von Gründer und CEO Kağan Sümer mit 18% und [[Atlantic Food Labs]] mit 14,9%. Mit einigem Abstand folgen Mit-Gründer Ronny Shibley (7,6 %), DST Global (4,7%) und Tencent (3,9%).
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Alexander Hüsing schreibt: ''"Auf Mitgründer Kattner, der bereits ausgestiegen ist, entfallen noch 4,2 %. Der Berliner '''Super-Angel [[Christophe Maire]]''', der über Atlantic Food Labs bereits im Sommer 2020 in Gorillas investierte, ist über mehrere Investmentvehikel weiter mit rund 14,9 % am Lieferdienst beteiligt. Noch mehr Anteile hält nur die New Yorker Investmentgesellschaft Coatue, auf die '''19,4 % der Gorillas-Anteile''' entfallen. Der milliardenschwere Geldgeber [[DST Global]], hinter dem [[Yuri Milne]]<nowiki/>r steckt, ist derzeit mit 4,7 % an Gorillas beteiligt. Auf den chinesischen Internet-Giganten [[Tencent]] entfallen knapp 3,9 %. [[Greenoaks Capita]]<nowiki/>l ist derzeit mit 2,3 % am Unternehmen beteiligt. Auf Fifth Wall entfallen 1,1 % der Gorillas-Anteile. Der Berliner Geldgeber Discovery Ventures (Jan Deepen und Stefan Jeschonnek) zu guter Letzt ist noch mit knapp 0,4 % am schnellen Supermarkt beteiligt. Daneben sind noch einige Gorillas-Mitarbeiter wie '''Ronny Shibley (7,6 %)''', Felix Chrobog (2,3 %) und Ugur Samut (2,1 %) direkt am Unternehmen beteiligt. Zudem halten auch noch diverse weitere Personen MIni-Anteile am Unicorn – darunter Neeraj Berry, Elmar Broschelt, Adrian Frenzel, Kevin Hartz, Daniel Khachab, Philipp Klöckner, Alexander Ljung, Florian Meissner, Ramzi Rizk, Ulrike Schott-Maire, Matthias Wilrich."''<ref>Alexander Hüsing: [https://www.deutsche-startups.de/2021/05/04/gorillas-captablecheck-unicorn/ #CaptableCheck. Gründer Kagan Sümer hält weiter 18,9 % am Unicorn Gorillas], deutsche Startups, 4.5.2021.</ref>
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==Vorgeschichte==
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Vorläufer von Gorillas war die Berliner Firma [[Get Goodies]]. Der Blog ''deutsche Startups'' schreibt im März 2021: ''"Gründer Sümer kam vor zwei Jahren von Istanbul nach Deutschland. Bereits einige Jahre zuvor hatte er versucht beim Berliner Internet-Investor [[Rocket Internet]] anzuheuern, was nicht ihm aber nicht gelang. Später wirkte er dann doch im Rocket-Imperium bei der B2B Food Group, die im Catering-Segment unterwegs ist. In Berlin entstand dann bald darauf der Gorillas-Vorgänger Get Goodies. Dafür kratzte Sümer sein letztes Geld zusammen und mietete ein Lager an.”''<ref>Alexander Hüsing:  [https://www.deutsche-startups.de/2021/03/26/gorillas-unicorn-fakten/ Hintergrund: 5 Dinge, die jeder über das ganz schnelle Unicorn Gorillas wissen sollte], deutsche Startups, 26.3.2021.</ref>
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Der Libanese Ronny Shibley, der zu den Gründern von Gorillas gehört, war 2014 bereits Mitgründer von [[Mapptivate Technologies]] und 2015 mit [[Emile Harb]] und [[Kamel Semakieh]] Gründer von [[Eddress]], einer Firma die nach eigenen Angaben auf die Auslagerung von Adressdaten und Lieferdiensten spezialisiert ist (Sitz: Baabda, Libanon). Wichtigster Programmierer ist [[Kamel Semakieh]] aus Beirut.<ref>[https://www.crunchbase.com/person/ronny-shibley Ronny Shibley], Crunchbase, abgerufen 15.6.2021. </ref><ref>[https://www.crunchbase.com/organization/eddress Organization: eddress], crunchbase, abgerufen 15.6.2021. </ref><ref>[http://www.eddress.co/about-us.html About us], Eddress, abgerufen 15.6.2021</ref>
 
==Quellen / Nachweise==
 
==Quellen / Nachweise==
 
<references />
 
<references />

Version vom 3. Juli 2021, 17:04 Uhr

Gorillas Technologies

Rechtsform GmbH
Gründung Mai 2020
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung Kağan Sümer
Mitarbeiterzahl ca. 1.500 - 2.000
Branche Lieferdienst für Lebensmittel
Website gorillas.io

Stand: 15.6.2021
Logo der Arbeiterorganisation Gorillas Workers Collective.

Die Gorillas Technologies GmbH wurde 2020 als Startup der Plattform-Ökonomie von Kağan Sümer, Ronny Shibley und Jörg Kattner in Berlin gegründet. Das Unternehmen galt als Shooting-Star, da es innerhalb von nur einem Jahr zu einer Bewertung von über einer Milliarde gelangte, wofür die Investoren-Szene den Ehrentitel "Einhorn" (Unicorn) vergibt.

Nach internen Querelen, überraschenden Personalwechseln im Management, Betriebsratsbehinderung und einem wilden Streik im Juni 2021 legte sich die anfängliche Euphorie von Geldgebern und Wirtschaftspresse.

#Freitag13

Gorillas ist für den Aktionstag #Freitag13 der aktion ./. arbeitsunrecht am 13. August 2021 nominiert. Die Gründe sind:

  • fehlerhafte Abrechnungen
  • Probleme bei Lohnfortzahlung im Krankheitsfall + Urlaub
  • Lieferungen bis zu >30 kg
  • 6-monatige Probezeiten bei 1-Jahres-Befristungen
  • Willkürliche Kündigungen
  • keine Bereitstellung von Arbeitsmaterial (adäquate Räder, Diensthandys, Regen- und Winterkleidung)

Betriebsratsgründung in Berlin

Volker Briegleb schreibt auf heise.de: "Anfang Juni 2021 hatten die Organisatoren der Betriebsratsgründung zu einer Mitarbeiterversammlung eingeladen, um einen Wahlvorstand zu wählen.

Die Organisatoren sprechen davon, dass rund stimmberechtigte 150 Mitarbeiter an der Betriebsversammlung teilgenommen haben. Dabei hat es Streit darüber gegeben, wer Zutritt zu der Mitarbeiterversammlung erhält.

Das Gesetz sieht vor, dass Mitarbeiter bei einer Betriebsratsgründung unter sich bleiben können. Leitende Angestellte darf der Zutritt zu den Versammlungen verwehrt werden.

Doch gehen – nicht nur in diesem Fall – die Vorstellungen, was ein leitender Angestellter ist, auseinander. Die Organisatoren sagen gegenüber heise online, das nur leitende Angestellte nicht zugelassen wurden. Sie hätten Angestellte belästigt und versucht, sich heimlich Zutritt zu verschaffen.

Dem widerspricht das Unternehmen. "Dies ist so nicht korrekt", sagt ein Sprecher gegenüber heise online. "Wir können bestätigen, dass ungefähr 60-70 Personen von den Organisatoren nicht zur Betriebsratswahl zugelassen wurden.

Dabei handelt es ausschließlich um Gorillas MitarbeiterInnen ohne Personalverantwortung. Diese hätten somit zur Wahl zugelassen werden müssen."

Die Organisatoren werfen der Geschäftsleitung vor, die Betriebsratsgründung systematisch zu behindern. "Gorillas unterstützt die Gründung des Betriebsrats voll und ganz", erklärt hingegen der Sprecher.

Das Unternehmen arbeite "nach wie vor mit den Organisatoren zusammen." Die Organisatoren werfen der Geschäftsleitung dagegen vor, sie habe versucht, einen der Initiatoren zu entlassen."[1]

Proteste

Anwohner gegen Lautstärke

In Berlin gab es bereits im Frühjahr 2021 massive Proteste der Nachbarschaft gegen die Gorillas-Lager und damit verbundenen Lärm, Chaos und Unannehmlichkeiten inmitten von Wohnvierteln.

Markus Beckedahl berichtet: "Die Expansion geht zu Lasten der Anwohner:innen, die auf einmal neben einem Logistikzentrum aufwachen, wo gestern noch ein leeres Ladenlokal war. Ein Standort in Berlin-Friedrichshain musste bereits Mitte März geschlossen werden, weil sich viele Anwohner:innen erfolgreich beschwert hatten. Im Prenzlauer Berg gibt es vergleichbare Beschwerden über Lärmbelästigungen und Einschränkungen der Verkehrssicherheit durch Lieferverkehr in zweiter Reihe. Wer dort in den vergangene Tagen vorbei kam, konnte beobachten, wie der halbe Bürgersteig von Fahrrädern blockiert wurde, auf der anderen Hälfte standen die Gorillas-Crowdworker:innen Schlange, um ihre Auslieferung in Empfang zu nehmen. Drumherum türmten sich Paletten."[2]

Hire & Fire

Wilder Streik: We want Santiago back!

In den Tagen nach dem 11. Jun1 2021 streiken die Fahrer mehrerer Berliner Warenlager des Lieferdienstes Gorillas. Sie setzen sich für die Wiedereinstellung eines Kollegen ein, dem am Vortag kurzfristig gekündigt wurde, weil er zu spät zu seiner Schicht gekommen sei.

Im Zusammenhang mit den Streiks lohnt es sich einmal die rechtliche Situation wilder Streiks anzuschauen, die oft fälschlicherweise als illegal wahrgenommen werden.[3]

Geschäftsmodell

Gorillas betreibt einen Online-Supermarkt bzw. Flash-Supermarkt ("On-Demand-Delivery").

Gorillas liefert Supermarkt-Artikel per Fahrrad in der Nachbarschaft aus. Das Unternehmen betreibt zu diesem Zweck eine Online-Plattform, Apps für Kunden und Lieferanten, Lager (sog. Warehouses) und beschäftigt Fahrradkuriere (Rider), Kommissionierer (Picker) und IT-Fachkräfte.

2021 warb das Unternehmen mit einer Lieferzeit von nur 10 Minuten. Gorillas hatte nach eigenen Angaben über 1.000 Artikel im Sortiment.

Wie bei vielen anderen Start-ups ist vermutlich der Exit-Plan entscheidend. D.h. innerhalb der ersten fünf Jahre soll eine Marktposition, möglichst ein Monopol, erobert werden, um das Unternehmen dann an die Börse zu bringen oder an die Konkurrenz zu verkaufen. Markus Beckedahl schreibt dazu: "

"Inwiefern das Geschäftsmodell nachhaltig ist, ist unter Branchenspezialist:innen umstritten. Zu klein seien die Margen und zu groß der administrative Overhead, um mal eben Lieferungen für 20 Euro oder eine Avocado durchzuführen. Derzeit kostet das eine Gebühr von 1,80 Euro, ein Crowdworker dürfte rund eine halbe Stunde damit beschäftigt sein.

Wahrscheinlicher ist: Mit Venture-Capital wird wieder eine Blase finanziert, die man zuvor bereits im Kampf um die Marktführerschaft bei klassischen Lieferdiensten beobachten konnte. 'Move fast and break things' dürfte die Devise sein, schnell wachsen, expandieren und dann irgendwann teuer an einen kommenden Monopolisten verkaufen."[4]

Vorbilder: goPuff + Getir

Es handelt sich um ein Copycat-Modell (Nachahmung). Das Geschäftsmodell ist aus den USA (goPuff) und der Türkei (Getir) abgekupfert und auf Deutschland übertragen worden, bevor die Vorbilder deutschen Boden betreten konnten. GoPuff ist bereits seit 2013 in den USA aktiv, konnte von Risiko-Investoren 1,15 Mrd einsammeln und erreichte im März 2021 eine Bewertung von 8,9 Mrd. US-Dollar.[5] Nach dem Copycat-Prinzip sind die Samwer-Brüder (Rocket Internet, Zalando, Foodora, Helpling) zu Milliardären geworden. Gorillas CEO Sümer soll bei Rocket Internet gelernt haben.[6]

Erbitterter Konkurrenzkampf

Der Markt ist extrem umkämpft, die Margen niedrig, der Kapital-Aufwand hoch, der Erfolg ungewiss. Mit Grovy und Flink machen zwei deutsche Gorillas-Nachahmer den goPuff-Nachahmern Konkurrenz. Im Ruhrgebiet ging der niederländische Online-Anbieter Picnic an den Start, aus Tschechien klopft Rohlik an, aus der Türkei Getir (mit Unterstützung des ehemaligen Deliveroo-Managers Simon Rötter), während die klassischen Supermärkte wie Rewe und Edeka eigene Lieferdienste anbieten und ebenfalls mit Schnell-Lieferdiensten experimentieren.[7]

Zu allem Überfluss kündigte auch der DAX-Konzern Delivery Hero (ehemals Foodora) an, in den Markt einsteigen zu wollen und sogar in 7 Minuten zu liefern.[8]

Investoren / Besitzer

Die meisten Anteile hält im Mai 2021 die New Yorker Investmentgesellscharft Coatue (19,4%), gefolgt von Gründer und CEO Kağan Sümer mit 18% und Atlantic Food Labs mit 14,9%. Mit einigem Abstand folgen Mit-Gründer Ronny Shibley (7,6 %), DST Global (4,7%) und Tencent (3,9%).

Alexander Hüsing schreibt: "Auf Mitgründer Kattner, der bereits ausgestiegen ist, entfallen noch 4,2 %. Der Berliner Super-Angel Christophe Maire, der über Atlantic Food Labs bereits im Sommer 2020 in Gorillas investierte, ist über mehrere Investmentvehikel weiter mit rund 14,9 % am Lieferdienst beteiligt. Noch mehr Anteile hält nur die New Yorker Investmentgesellschaft Coatue, auf die 19,4 % der Gorillas-Anteile entfallen. Der milliardenschwere Geldgeber DST Global, hinter dem Yuri Milner steckt, ist derzeit mit 4,7 % an Gorillas beteiligt. Auf den chinesischen Internet-Giganten Tencent entfallen knapp 3,9 %. Greenoaks Capital ist derzeit mit 2,3 % am Unternehmen beteiligt. Auf Fifth Wall entfallen 1,1 % der Gorillas-Anteile. Der Berliner Geldgeber Discovery Ventures (Jan Deepen und Stefan Jeschonnek) zu guter Letzt ist noch mit knapp 0,4 % am schnellen Supermarkt beteiligt. Daneben sind noch einige Gorillas-Mitarbeiter wie Ronny Shibley (7,6 %), Felix Chrobog (2,3 %) und Ugur Samut (2,1 %) direkt am Unternehmen beteiligt. Zudem halten auch noch diverse weitere Personen MIni-Anteile am Unicorn – darunter Neeraj Berry, Elmar Broschelt, Adrian Frenzel, Kevin Hartz, Daniel Khachab, Philipp Klöckner, Alexander Ljung, Florian Meissner, Ramzi Rizk, Ulrike Schott-Maire, Matthias Wilrich."[9]

Vorgeschichte

Vorläufer von Gorillas war die Berliner Firma Get Goodies. Der Blog deutsche Startups schreibt im März 2021: "Gründer Sümer kam vor zwei Jahren von Istanbul nach Deutschland. Bereits einige Jahre zuvor hatte er versucht beim Berliner Internet-Investor Rocket Internet anzuheuern, was nicht ihm aber nicht gelang. Später wirkte er dann doch im Rocket-Imperium bei der B2B Food Group, die im Catering-Segment unterwegs ist. In Berlin entstand dann bald darauf der Gorillas-Vorgänger Get Goodies. Dafür kratzte Sümer sein letztes Geld zusammen und mietete ein Lager an.”[10]

Der Libanese Ronny Shibley, der zu den Gründern von Gorillas gehört, war 2014 bereits Mitgründer von Mapptivate Technologies und 2015 mit Emile Harb und Kamel Semakieh Gründer von Eddress, einer Firma die nach eigenen Angaben auf die Auslagerung von Adressdaten und Lieferdiensten spezialisiert ist (Sitz: Baabda, Libanon). Wichtigster Programmierer ist Kamel Semakieh aus Beirut.[11][12][13]

Quellen / Nachweise

  1. Volker Briegleb, Lieferdienst Gorillas: Beim Einhorn-Startup hängt der Haussegen schief​ [1]heise.de, 10.6. 2021
  2. Markus Beckedahl: Gorillas Start-up - Die neuen Verteilungskämpfe, Netzpolitik.org, 29.4.2021.
  3. Lukas Schmolzi, Falsche Glaubenssätze[2]junge Welt, 22.6. 2021
  4. Markus Beckedahl: Gorillas Start-up - Die neuen Verteilungskämpfe, Netzpolitik.org, 29.4.2021.
  5. Anthony Ha: ‘Instant needs’ delivery startup goPuff raises $1.15B at an $8.9B valuation, Tech crunch, 23.3.2021.
  6. Alexander Hüsing: Hintergrund: 5 Dinge, die jeder über das ganz schnelle Unicorn Gorillas wissen sollte, deutsche Startups, 26.3.2021.
  7. Rewe, Edeka & Gorillas bekommen Konkurrenz: Türkischer Lieferdienst bereitet Deutschland-Start vor, Chip 365, abgerufen 15.6.2021.
  8. Michael Gassmann: Foodpanda - Das 7-Minuten-Versprechen: So will Delivery Hero Gorillas und Co. Konkurrenz machen, Gründerszene, 11.6.2021.
  9. Alexander Hüsing: #CaptableCheck. Gründer Kagan Sümer hält weiter 18,9 % am Unicorn Gorillas, deutsche Startups, 4.5.2021.
  10. Alexander Hüsing: Hintergrund: 5 Dinge, die jeder über das ganz schnelle Unicorn Gorillas wissen sollte, deutsche Startups, 26.3.2021.
  11. Ronny Shibley, Crunchbase, abgerufen 15.6.2021.
  12. Organization: eddress, crunchbase, abgerufen 15.6.2021.
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