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Hennes & Mauritz

Aus UnionBustingWiki
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H & M Hennes & Mauritz AB

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN SE0000106270
Gründung 4. Oktober 1947
Sitz Stockholm, Schweden
Leitung Helena Helmersson (CEO)
Mitarbeiterzahl 179.000 (2019)[1]
Umsatz 22,9 Mrd. Euro (2019)[1]
Branche Mode und Kosmetik
Website www.hm.com

H&M (Kurzform für Hennes & Mauritz) ist ein schwedisches Textilhandels­unternehmen.

H&M gehört hinter Inditex (Zara) zu den größten Textil-Einzelhandelsketten der Welt. Der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt ist Deutschland (Stand:2019, 3,2 Mrd. EUR Umsatz), gefolgt von den USA (3 Mrd.), Großbritannien, Frankreich und China.[2]

Die deutsche H&M-Firmenzentrale sitzt in Hamburg, ebenso das zentrale H&M-Lager, das über den Hamburger Hafen beliefert wird. H&M produziert über eine Kette von Sub-Unternehmern in Niedriglohnländern, vor allem in Asien.

Zum Konzern gehören seit 2007 nach Unternehmenskäufen weitere Marken, die zum Teil über eigene Ladengeschäfte vertrieben werden.[3]

Union Busting

H&M geht immer wieder gezielt gegen die Gründung von Betriebsräten und deren Rechte im Betrieb vor.

Fälle von Union Busting

  • Detmold: Store-Managerin behindert Betriebsversammlung

Bei H&M in Detmold gab es 2021 Ärger um eine Betriebsversammlung. Weil die Store-Managerin dem Betriebsrat keinen gesonderten Raum für die Versammlung Ende Juni 2021 zur Verfügung stellte, fand das Treffen im Verkaufsraum der Filiale statt. Laut der Gewerkschaft Verdi hat die Filialleitung die Versammlung mehrfach aktiv gestört. Die Store-Managerin soll die Mitarbeiter während der noch laufenden Versammlung mit einer Lautsprecherdurchsage aufgefordert haben, an die Arbeit zu gehen und wenig später das Geschäft auch für Kunden geöffnet haben. Verdi und der den Betriebsrat vertretende Rechtsanwalt Albrecht Seidel, von der Kanzlei Vieker & Chatziparaskewas, sehen darin eine massive Behinderung der Betriebsratsarbeit. Der Betriebsrat zog daraufhin vor das Arbeitsgericht und beantragte eine einstweilige Verfügung gegen die Store-Managerin. Nach einer ersten Güteverhandlung am 14. Juli 2021 gab es keine gütliche Einigung. Astrid Schnabel (Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH), Anwältin von H&M und der Store-Managerin, behauptete das die Mitarbeiter bei der Versammlung gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen hätten und deshalb die Beendigung gerechtfertigt gewesen wäre. Anwältin Manuela Rahle aus der Kanzlei Vieker & Chatziparaskewas, sprach dagegen für den Betriebsrat und hielt entgegen, dass dies nicht stimme. Während der Versammlung habe der Betriebsrat das Hausrecht inne und zwar bis dieser selbst die Versammlung beende. Das Gericht muss nun über den Sachverhalt in einem Kammertermin entscheiden. Dabei sollte klar sein, dass Grundrechte nicht am Werkstor oder den Filialtüren enden. Diese Grundrechte hat die Filialleiterin in Detmold jedoch mit Füßen getreten. In Detmold laufen zudem zur Zeit weitere Verfahren wegen willkürlicher Schichteinteilugnen und Abmahnungen. [4] [5] [6] [7]

  • Nürnberg: Betriebsrat zeigt Management wegen Behinderung der Betriebsratsarbeit an

Der H&M-Betriebsrats der Nürnberger Filiale in der Karolinenstraße hat bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Führt Anzeige gegen die Konzernführung erstattet. Der Betriebsrat wehrt sich damit gegen die Behinderung seiner Betriebsratsarbeit. Das Management hatte laut Gewerkschaft gezielt Betriebsratsmitgiedern Aufgaben entzogen und entsprechende Funktionszulagen nicht mehr gezahlt. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi sehen dabei einen direkten Zusammenhang zwischen dem Engagement der Betriebsratsmitglieder gegen den geplanten Stellenabbau in der Filiale. In den vergangenen Monaten gab es auch in dieser Filiale immer wieder Protestaktionen gegen den Arbeitsplatzabbau. Allein der Filiale in der Karolinenstraße sollen die Mitarbeiter zukünftig 2400 Stunden weniger arbeiteten als bisher. Das entspricht einem Abbau von etwa 28 Prozent der Arbeitsleistung. Deutschlandweit hatte H&M Anfang der Jahres 2021 800 Kündigungen angekündigt. Dabei ist der Konzernumsatz ungebrochen im Aufwärtstrend. Dass die Rückstufung der Betriebsratsmitglieder und die damit einhergehenden finanziellen Verluste vermutlich eine direkte Bestrafung für das Engagement der betroffenen Betriebsratsmitglieder ist, scheint auf der Hand zu liegen. Sollte der Betriebsrat dies beweisen können, droht H&M und den verantwortlichen im Management sogar eine strafrechtliche Verurteilung. Betriebsräte oder Gewerkschaften stellen jedoch nur sehr selten Anzeige wegen Behinderung der Betriebsratsarbeit nach §119 BetrVG. Es handelt sich um die vermutlich am wenigsten verfolgte Straftat in Deutschland. Das liegt auch daran, dass Richter und Staatsanwaltschaften selbst offensichtliche Behinderung der Betriebsratsarbeit nicht erkennen oder als solche werten wollen. Wichtig für die Stärkung der Betriebsräte ist deshalb auch immer wieder deutlich zu machen, dass es ein großes öffentliches Interesse an diesen Verfahren gibt. [8] [9]

Die zuständige Staatsanwaltschaft Nürnberg nahm die Anzeige ernst und sah den Straftatbestand erfüllt, so dass sie der Filialleiterin einen Strafbefehl über 30 Tagessätze schickte. Da die Filialleiterin diesen nicht akzeptieren wollte, kam es am 20.07.2022 zur Verhandlung vor dem Amtsgericht. Nachdem Richter und Staatsanwaltschaft im Amtsgericht klar stellten, dass sie den Widerspruch der beschuldigten Filialleitern als unbegründet und den Straftatbestand als erfüllt ansahen, zog die Beschuldigte ihren Einspruch zurück und akzeptierte die Strafe. Bei einer Verurteilung wäre die Strafe eventuell höher ausgefallen und das Gericht hätte die Union Busting Methoden von H&M offiziell verurteilt.[10]

Union Busting Methoden

Zu den Methoden des Konzerns gehören unter anderem:

  • Bewusste Einflussnahme auf die Wahlen von Seiten des Unternehmens durch eigene Infoveranstaltungen
  • Einflussnahme mittels unternehmensfreundlicher Listen
  • Einschüchterung und Einflussnahme auf einzelne, aktive Mitarbeitern
  • Bewusste Beeinflussung der Stimmung in der Belegschaft gegen die Wahl eines Betriebsrates
  • sowie die Formelle Behinderung durch die Verhinderung der Herausgabe von Unterlagen oder Anträge auf gerichtliche Verfügungen.[11]

Arbeitsunrecht

Diskriminierung

H&M geriet ab November 2020 in die Kritik, weil der Konzern bei einer geplanten Massenentlassung ("Stellenabbau") von 800 Personen vor allem junge Mütter, Langzeitkranke und Schwerbehinderte rauswerfen wollte. Im Rahmen eines "Freiwilligenprogramms" stimmten rund 600 Mitarbeiter Abfindungen zu. Hinter den Kulissen übte der Konzern auf die besagten Beschäftigten jedoch massiven Druck aus und drohte mit Kündigungen ohne Abfindung, sollte nicht „freiwillig“ eingewilligt werden.[12]

Geht es nach dem H&M Management sollen neue Verträge ab jetzt nur noch den Umfang der Arbeitszeit regeln, aber nicht deren zeitlichen Einsatz festlegen. Diese würden dann in den Filialen jeweils von der Personalabteilung einseitig festgesetzt. Ähnliche Pläne hat H&M für die Urlaubsplanung: zu Peak-Zeiten, also zum Beispiel um Weihnachten herum, soll es schwieriger werden, überhaupt Urlaub zu bekommen.

Mobbing

Schon seit Jahren gibt es immer wieder Mobbingvorwürfe gegen den Modekonzern H&M. Besonders Betriebsräte klagen über gezielte Hetze. Dahinter stecken keine Einzelfälle, sondern systematisches Mobbing. Indem kein Personalpuffer organisiert wird und sich Krankheit, Qualitätsmängel etc. direkt auf die Arbeitslast auswirken, sollen sich Beschäftigte gegenseitig unter Druck setzen.[13]

Überwachung

Protest + Gegenwehr

Big Brother Award

#Freitag13

Am Freitag, 13. Oktober 2017 fanden Aktionen vor H&M Filialen in rund 20 deutschen Städten statt. Im Mittelpunkt der Proteste stand die Vorreiterrolle des Unternehmens bei der Durchsetzung und Erprobung sozialschädlicher Arbeitszeitszeit-Modelle, die skrupellose Vernichtung von Arbeitsplätzen, bei gleichzeitig explodierendem Reichtum der Besitzer und wachsender Armut der Arbeitenden.[14]

Quellen / Nachweise

  1. 1,0 1,1 Vorlage:Internetquelle
  2. Nettoumsatz von Hennes & Mauritz (H&M) weltweit nach Ländern im Geschäftsjahr 2019 Statista, 23.9.2020
  3. Voll anderer Geschichten, tagesspiegel.de, 13. Januar 2013
  4. Verdi-Vorwürfe gegen H&M-Filialleitung wegen gestörter Betriebsversammlung, Radio Lippe, 26.06.2021[1]
  5. Streit um Betriebsversammlung bei Detmolder H&M geht vor Gericht, Lippische Zeitung, 26.06.2021[2]
  6. Verhärtete Fronten: Betriebsrat und H&M in Detmold vor Gericht, Lippische Zeitung, 17.07.2021[3]
  7. Kevin Hoffmann, Frontberichte 11/2021[4]
  8. Modekette H&M in Nürnberg: Betriebsrat zeigt Konzernführung an, Bayerischer Rundfunk, 14.06.2021[5]
  9. Kevin Hoffmann, Frontberichte 11/2021[6]
  10. Kevin Hoffmann, Frontberichte 07/2022: Footlocker, H&M, VW, TikTok, https://arbeitsunrecht.de/frontberichte-07-2022-footlocker-hundm-vw-tiktok/#anker02
  11. Heiner Köhnen: Unternehmenskultur und Personalpolitik – Zur Situation der Beschäftigten und der Interessenvertretung bei H&M, Hans Böckler Stiftung, 01.2006, abgerufen 17.5.2021
  12. Philip Kaleta: „Unverfroren familienfeindliche Politik“: H&M schafft feste Schichten ab – insbesondere junge Mütter sollen am Wochenende und am späten Nachmittag arbeiten, Business Insider, 6.5.2021, abgerufen 14.5.2021
  13. H&M soll Mobbing unter Mitarbeitern befeuern: "Der Hass und die Verachtung taten weh" – focus.de, 02.02.2021, abgerufen 17.5.2021
  14. Freitag13: Bundesweite Aktionen bringen H&M in Bedrängnis – Bericht Aktion gegen Arbeitsunrecht, 15.10.2017, abgerufen 17.5.2021