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Lieferando: Unterschied zwischen den Versionen

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Just Eat Takeaway wird vorgeworfen seine Marktmacht auszunutzen. Es werden Schattenwebseiten erstellt, welche den Webseiten der Restaurants sehr ähnlich sehen. Der Kunde weiß nicht, ob er über Lieferando oder direkt beim Restaurant bestellt. Von diesen Seiten gibt es ca. 50.000 allein in Deutschland. Auch wenn das Restaurant selber ausliefert, beträgt die Provision immer 13 %. Dabei zwingt Lieferando die Restaurants immer die selben Preise zu verlangen, egal ob über den Lieferdienst oder im Restaurant selber bestellt wird.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Just_Eat_Takeaway Just Eayt Takaway - wikipedia.de]</ref>  
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Just Eat Takeaway nutzt seine Marktmacht aus, in dem es Schattenwebseiten erstellt, die den Webseiten der Restaurants, die Just Eat Takeaway-Vertragspartner sind, zum verwechseln ähnlich sehen. Der Kunde weiß so nicht, ob er über Lieferando oder direkt beim Restaurant bestellt. Von diesen Seiten gibt es allein in Deutschland ca. 50.000.  
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Auch wenn das Restaurant selber ausliefert, beträgt die Provision immer 13 %. Dabei zwingt Lieferando die Restaurants immer die selben Preise zu verlangen, egal ob über den Lieferdienst oder im Restaurant selber bestellt wird.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Just_Eat_Takeaway Just Eayt Takaway - wikipedia.de]</ref>  
  
 
Just Eat Takeaway kauft seit Jahren systematisch Lieferdienste der Konkurrenz auf und gliedert diese in Lieferando ein. Dazu gehören etwa die Lieferdienste Food Express, Lieferheld, Pizza.de und foodora.<ref>Alexander Hüsing: [https://www.deutsche-startups.de/2016/01/18/lieferando-food-express/ Lieferando.de übernimmt Food Express] deutsche-startups.de, 18.01.2016</ref><ref>[https://www.deutsche-startups.de/2019/02/06/pizza-de-milliarden-deal/ Der Pizza.de-Exit ist jetzt ein Milliarden-Deal] deutsche-startups.de, 06.02.2019</ref>
 
Just Eat Takeaway kauft seit Jahren systematisch Lieferdienste der Konkurrenz auf und gliedert diese in Lieferando ein. Dazu gehören etwa die Lieferdienste Food Express, Lieferheld, Pizza.de und foodora.<ref>Alexander Hüsing: [https://www.deutsche-startups.de/2016/01/18/lieferando-food-express/ Lieferando.de übernimmt Food Express] deutsche-startups.de, 18.01.2016</ref><ref>[https://www.deutsche-startups.de/2019/02/06/pizza-de-milliarden-deal/ Der Pizza.de-Exit ist jetzt ein Milliarden-Deal] deutsche-startups.de, 06.02.2019</ref>

Version vom 3. Juli 2021, 13:53 Uhr

yd. yourdelivery GmbH

Logo

Rechtsform GmbH
Gründung 2009
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung Katharina Hauke
Umsatz 374 Millionen[1]
Branche Lieferdienst, Onlinedienst
Website lieferando.de

Stand: 22.6.2021

Lieferando ist ein seit 2009 existierender Onlineanbieter von Lieferdienstleistungen für Gastronomien unter der Leitung von Katharina Hauke.

Investoren / Besitzer

Lieferando gehört zum international tätigen Konzern Just Eat Takeaway um den Unternehmer Jitse Groen mit Sitz in Amsterdam und firmiert in Deutschland unter der yd. yourdelivery GmbH.

Größte Anteilseigner von Just Eat Takeaway sind Morgan Stanley (17,15%), Delivery Hero SE (10,68%), UBS Group AG (9,60%), Gribhold B.V. (7,24%) & BlackRock (6,26%).[2]

Geschäftsmodell

Just Eat Takeaway nutzt seine Marktmacht aus, in dem es Schattenwebseiten erstellt, die den Webseiten der Restaurants, die Just Eat Takeaway-Vertragspartner sind, zum verwechseln ähnlich sehen. Der Kunde weiß so nicht, ob er über Lieferando oder direkt beim Restaurant bestellt. Von diesen Seiten gibt es allein in Deutschland ca. 50.000.

Auch wenn das Restaurant selber ausliefert, beträgt die Provision immer 13 %. Dabei zwingt Lieferando die Restaurants immer die selben Preise zu verlangen, egal ob über den Lieferdienst oder im Restaurant selber bestellt wird.[3]

Just Eat Takeaway kauft seit Jahren systematisch Lieferdienste der Konkurrenz auf und gliedert diese in Lieferando ein. Dazu gehören etwa die Lieferdienste Food Express, Lieferheld, Pizza.de und foodora.[4][5]

Im Mai 2021 kündigte Lieferando an zukünftig nicht nur fertige Gerichte, sondern auch Lebensmittel und andere Supermarktartikel liefern zu wollen.[6]

Arbeitsbedingungen

Befristungen

Philipp Schurk, Betriebsrat bei Lieferando, schildert die Lage in einem Artikel der FAZ so: Jeder Fahrer sei zunächst nur befristet angestellt, und das werde ausgenutzt, um die Mitarbeiter unter Druck zu setzen und auch um das Engagement in Arbeitnehmervertretungen zu verhindern.

Ein weiterer Betriebsrat berichtet, weil die meisten der Beschäftigten Ausländer mit beschränkter Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis seien, müssten diese immer auch befürchten, mit dem Auslaufen ihres Vertrags Schwierigkeiten bei der Ausländerbehörde zu bekommen. [7]

Bezahlung

Nach Angaben des Unternehmens sind alle Fahrerinnen und Fahrer sozialversicherungspflichtig angestellt und verdienen mindestens 10,50 Euro pro Stunde.Zu diesem Stundenlohn kämen Bonuszahlungen. Gewerkschaften kritisieren jedoch, dass viele von ihnen nur befristete Einjahresverträge erhielten oder Minijobber seien.

Bonus-Zahlungen sollen dazu motivieren, mehr Fahrten auszuliefern. Die Boni sind daher gestaffelt: 25 Cent pro Stunde gibt es mehr ab der 26. Lieferung, ab der 100. Lieferung gibt es einen Euro und ab der 200. Lieferung gibt es zwei Euro pro Stunde mehr.

Doch die meisten Fahrerinnen und Fahrer arbeiten als Minijobber und kommen nie auf so viele Fahrten. Denn am Monatsende werden sie wieder auf 0 gesetzt.[8]

Nutzung eigener Fahrräder und Smartphones

Fahrer brauchen für die Arbeit bei Lieferando ein eigenes Smartphone, müssen auch für den Datenverbrauch aufkommen. Zum Teil werden auch private Fahrräder benutzt. Lieferando bezuschusst nötige Reparaturen mit zehn Cent pro gefahrenem Kilometer.

Dies endet aber bei 44 Euro im Monat. Und das reiche laut Betriebsrat Chayan Díaz Fuentes bei weitem nicht, um die Kosten zu decken. „Du bist bei Lieferando ein Verbrauchsgegenstand, genauso wie die Arbeitsmittel“, formuliert es Díaz Fuentes.

Und: Grundlage des Geschäfts sei „das Ausnutzen fremder Fahrräder“. Der Arbeitgeber müsse Arbeitsmittel kostenfrei zur Verfügung stellen und die Räder auch warten, ohne dass es die Arbeitnehmer:innen etwas koste, fordert der Betriebsrat.[9]

Gefährdung durch unsichere Fahrräder, Hygienemängel

„Während das Geschäft wegen Corona explodiert, hält Lieferando die einfachsten Arbeitsrichtlinien nicht ein“, sagt Betriebsrat Chayan Díaz Fuentes. Das sei Ergebnis einer Betriebsbegehung im Dezember 2020 gewesen, bei der das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt die Frankfurter Lieferando-Zentrale,

auch „Hub“ genannt, besuchte. Kein Fahrrad war auf Sicherheitsmängel überprüft, eine für Betriebe verpflichtende Gefährdungsbeurteilung gab es nicht. Die Toiletten waren nicht funktionsfähig, und die Küche von Kakerlaken befallen. [10]

Gefährdung während der Corona-Krise

Fahrer erfuhren von angeblich durch Lieferando bereitgestellter Hygieneausrüstung erst aus den Medien. Auf Nachfragen bei Vorgesetzten kamen Antworten wie: "Ich bin da der falsche Ansprechpartner. Was ich jetzt wissen möchte ist: Fährst du jetzt Aufträge unter den jetzigen Bedingungen (…)?“

Hinzu kommt, dass viele Fahrer mangels ausreichender Ausrüstung die Rucksäcke und durchgeschwitzten Regenjacken untereinander teilen.[11]

Überwachung

Einem Reporterteam der ARD zugespielte Dokumente belegen, wie viele Daten die Lieferando-App tatsächlich erhebt: sekundengenaue Angaben über Eingang der Bestellung, Abholung der Speisen bis hin zur Übergabe beim Kunden.

Darüber hinaus Berechnungen, inwiefern "Rider" vorgegebene Zeiten einhalten. All das wird personalisiert und teilweise über Jahre gespeichert.[12]



Union Busting

Betriebsrat in Köln

In Köln fand am Montag, 5. April 2020 eine Betriebsratswahl bei Lieferando statt. Der ehemalige Foodora-GBR-Vorsitzende Semih Y. und seine Mitstreiter*innen konnten die Wahl knapp gewinnen. Der Erfolg ist um so höher zu bewerten, als die NGG-nahen Betriebsratskandidat*innen unter extrem erschwerten Bedingungen kämpfen mussten:

- Der Corona-Crash machte Betriebsversammlungen, Gewerkschaftstreffen und Wahlkampfveranstaltungen beinahe unmöglich,

- Das Lieferando-Management hat zunächst die Herausgabe einer Wählerliste verweigert.

- Danach tauchte eine arbeitgebernahe Wahlliste mit dem Namen „Lieferando.de Register“ auf.

- Die Kanzlei Kliemt griff parallel auf juristischer Ebene an um die Wahlen zu verhindern und zu verzögern. [13] [14]

Betriebsrat in Münster

In Münster zieht sich die Auseinandersetzung um eine Betriebsratswahl seit 2017 hin. Neben der Übernahme von Foodora durch Lieferando spielt hier der Begriff der "Betriebsstätte", also ein Ort in dem zum Beispiel Aushänge aufgehängt werden können, ein wichtige Rolle.

Foodora hatte zwar etwa 60 Mitarbeiter*innen in Münster, die Arbeitszuteilung fand und findet aber über Apps statt, der Betrieb ist rein digital über Smartphones organisiert.[15] [16] [17]



#Freitag13

Lieferando ist für den Aktionstag #Freitag13 am 13. August 2021 nominiert.

Nachweise / Quellen

  1. Umsatz von Just Eat Takeaway.com im Jahr 2020 nach Ländern de.statista.com, 29.03.2021
  2. Shareholder information Abgerufen am 22.06.2021
  3. Just Eayt Takaway - wikipedia.de
  4. Alexander Hüsing: Lieferando.de übernimmt Food Express deutsche-startups.de, 18.01.2016
  5. Der Pizza.de-Exit ist jetzt ein Milliarden-Deal deutsche-startups.de, 06.02.2019
  6. Timo Brücken: Auch Lieferando bringt bald Lebensmittel aus dem Supermarkt Business Insider, 12.05.2021
  7. Patricia Andreae, Die große Unsicherheit der Lieferdienst-Fahrer[1]FAZ, 14.6. 2021
  8. BR:Lieferando-Boom: Mitarbeiter-Schutz in der Kritik [2]21.01.2021
  9. Thomas Cabanis,Kritik vom Betriebsrat: „Für Lieferando bist du ein Verbrauchsgegenstand“[3]FR 24.3.2021
  10. Thomas Cabanis,Kritik vom Betriebsrat: „Für Lieferando bist du ein Verbrauchsgegenstand“[4]FR 24.3.2021
  11. Hannah Schwär, Interne Dokumente offenbaren, wie Lieferando seine Kuriere in der Coronakrise gefährdet[5]Business Insider 24.3. 2020
  12. tagesschau, Kritik von Mitarbeitern [6]11.11.2020
  13. Elmar Wigand, Umkämpfte Betriebsratswahl knapp gewonnen[7] arbeitsunrecht.de 9.4.2020
  14. Andreas Wyputta, Ausgelieferte Mitarbeiter[8]taz, 17.4.2020
  15. Frank Biermann, Der Kampf um die Mitbestimmung bei Foodora wird vertagt[9]Sperre Online, 7.5. 2019
  16. arbeitsunrecht.de, Sieg im Liefer-Krieg? Lieferando schluckt Foodora[10]28.1. 2019
  17. arbeitsunrecht.de,Foodora: Betriebsratsgründung in Münster verhindert[11]Juni 2019