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Tönnies

Aus UnionBustingWiki
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Clemens und Robert Tönnies betreiben mit der Tönnies Holding ApS & Co.KG den mit Abstand größten Schlachtbetrieb Deutschlands. Die Tönnies Holding betreibt neben der Schlachtung Abteilungen zur Zerlegung, Reinigung, weiteren Fleischverarbeitung, -veredelung und Verpackung. Es gibt 19 Tönnies-Standorte in Deutschland, unter anderem in Rheda-Wiedenbrück, Sögel, Kellinghusen, Beckum, Badbergen, Kempten, Weißenfels (Sachsen-Anhalt) und Brandenburg an der Havel.[1] Das Vermögen der Besitzerfammilie wird auf 1,6 Milliarden geschätzt. [2]

Arbeitsbedigungen vor Inkrafttreten des Arbeitsschutzkontrollgesetzes zum 01.01.2021

Nach eigenen Angaben hatte Tönnies 2019 16.500 Beschäftigte, davon die Hälfte Werkvertragsarbeiter. Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) ging für Deutschland jedoch von eine Anteil an Werkvertragsarbeitern von 80%-90% aus. Sie kamen oftmals aus Polen, Bulgarien und Rumänien und erhalten offiziell den Branchenmindestlohn von 9,- Euro pro Stunde. Vertreter der von DGB und EU-Sozialfonds finanzierten Beratungsangebots Faire Mobilität berichteten jedoch über systematische Unterlaufung des Mindestlohns durch unbezahlte Überstunden und unrechtmäßige Lohnabzüge, z.B. für überteuerte Unterbringungen. Werkvertragsarbeiter sollen außerdem Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall und Nachtzuschläge vorenthalten worden sein.[3] [4] [5] [6] [7]

Sittenwidrige Geschäfte mit der Unterbringung von Werkvertragsarbeitern

Berichte über Preise von 300,- Euro für ein einziges Bett, volllgestopfte Zimmer in kaum ausgebauten Kellern und auf Dachböden, Vielbett-Zimmer in denen die Betten im Schichtbetrieb von unterschiedlichen Personen genutzt werden, werfen düsteres Bild auf manche Hausbesitzer in der Region Gütersloh. Dort allein sollen 5000 Werkvertragsarbeiter gelebt haben. Sie waren in der Regel nicht bei direkt Tönnies beschäftigt, sondern bei Sub-Unternehmern, die oftmals als Zwischenvermieter auftreten. [8]

Wurstlücke: Tönnies umgeht Strafzahlung an Kartellamt

Das Bundeskartellamt verhängte 2014 wegen illegaler Preisabsprachen gegen 21 Wursthersteller Bußgelder von insgesamt 338 Millionen Euro. 128 Millionen wären auf Tönnies entfallen. Clemens Tönnies ließ kurzerhand die Tochterfirmen Böklunder und Könecke aus dem Handelsregister löschen und konnte die Zahlung so umgehen. Die als Wurstlücke bekannt gewordene Gesetzeslücke, wonach nur das Tochterunternehmen haftete ist mittlerweile geschlossen. [9]

Aktionstag #Freitag13 am 13.09.2019

Am 13.09.2019 protestierten beim Freitag13 Nr.8 gegen Tönnies mehrere hundert Menschen in 36 Städten gegen:

Ausbeutung von Menschen:

  • systematische Umgehung von Festanstellungen
  • Ausbeutung von Werkvertragsarbeitern
  • Lohndumping, systematischer Lohnraub

Ausbeutung von Tieren:

  • qualvolle Schlachtung durch unzureichende Kohlenstoffdioxid-Betäubung
  • 25.000 Schlachtungen von Schweinen täglich

Sozialschädliche Geschäftsmethoden:

  • illegale Preisabsprachen (2014)
  • Vermeidung der Strafzahlung von 128 Millionen Euro an das Kartellamt (2016)
  • gnadenlose Expansion, Landgrabbing in Rumänien
Die Forderungen der Aktivisten lauteten:
  • Werkverträge abschaffen
  • Generalunternehmerhaftung
  • empfindliche Sanktionen für Unternehmen, die Arbeitsrechte unterlaufen und die ausführenden Personen
  • kollektives Klagerecht für Beschäftigte und Verbandsklagerecht für Organisation wie aktion ./. arbeitsunrecht und Gewerkschaften
  • Einrichtung einer effektiven Kontrollinstanz, bei der Meldungen über Arbeitsrechtsverstöße gesammelt, dokumentiert und zur Anklage gebracht werden

Belege / Quellen

  1. Webseite Tönnies abgerufen am 29.06.2021 https://www.toennies.de/unternehmen/standorte/
  2. Forbes 29.06.2021, abgerufen 29.06.2021 https://www.forbes.com/profile/clemens-toennies/?sh=2fe0085f5078
  3. Hans-Werner Elbracht, DIE LINKE im Kreistag Gütersloh 30.06.2018 Tarifvertragliche Beschäftigung als Mitarbeiter*in muss in der Fleischbranche die Regel sein, abgerufen 29.06.2021 https://www.dielinke-guetersloh.de/nc/start/aktuell/detail-news/news/tarifvertragliche-beschaeftigung-als-mitarbeiter-in-muss-in-der-fleischbranche-die-regel-sein/
  4. Guntram Doelfs Hans-Böckler-Stiftung 11/2016 DEUTSCHE FLEISCHINDUSTRIE – DAS SCHMUDDELKIND EUROPAS, abgerufen 29.06.2021 https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-deutsche-fleischindustrie-das-schmuddelkind-europas-5944.htm
  5. Elisabeth Zoll Südwest Presse 30.08.2018 Vom Gift der Gier in der Fleischindustrie, abgerufen 26.06.2021https://www.swp.de/politik/inland/vom-gift-der-gier-in-der-fleischindustrie-27451816.html
  6. Marion Prokorra-Brockschmidt Neue Westfälische 29.03.2019 "Moderner Sklavenhandel": Demo gegen Tönnies in Rheda-Wiedenbrückhttps://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/rheda_wiedenbrueck/22416824_Moderner-Sklavenhandel-Demo-gegen-Toennies-in-Rheda-Wiedenbrueck.html
  7. Elmar Wigand Aktion gegen Arbeitsunrecht 22.10.2013 Billiges Fleisch: Lohnsklaven im Schlachthof-Dschungel https://arbeitsunrecht.de/lohnsklaven-im-billig-fleisc-dschungel/
  8. Marion Prokorra-Brockschmidt Neue Westfälische Zeitung 06.02.2019, So leben osteuropäische Werkvertragsarbeiter in Rheda-Wiedenbrück, abgerufen 29.06.2021https://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/rheda_wiedenbrueck/22369407_Stadt-will-Wohnbedingungen-fuer-Werkvertragsarbeiter-verbessern.html
  9. Der Spiegel 19.10.2016 Fleischfabrikant trickst Kartellamt aus - 128 Millionen Euro weg, abgerufen 29.06.2021https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/clemens-toennies-trickst-kartellamt-aus-128-millionen-euro-weg-a-1117329.html