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Moia: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | KI muss Toilettenpause genehmigen | ||
+ | Immer wieder berichten Fahrer anonym in der Presse von den skandalös schlechten Arbeitsbedingungen. Nach dem Corona-Lockdown, in dem die meisten Angestellten in Kurzarbeit waren, kam das Management plötzlich mit einigen Einschnitten für die Mitarbeiter um die Ecke. Dazu gehört unter anderem die automatische technische Dokumentation jeder Arbeitszeitunterbrechung und damit die vollständige Überwachung durch die KI. Bereits zuvor berichteten Mitarbeiter das sie sich wie Roboter fühlen würden. | ||
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+ | Musste man die Pausen früher bei Kollegen in der Zentrale beantragen, so übernimmt diese Funktion nun die KI. Diese legt selbstständig fest, wann und wo die Fahrer Pause machen dürfen. Für die Fahrer ein Problem, denn oft stehen sie dann auf Supermarkt- oder Krankenhausparkplätzen, wo sie dann versuchen eine öffentliche Toiletten zu finden. Das kann zeitaufwendig sein. Doch auch diese berechneten Pausen gibt es nur sehr unregelmäßig, eben dann, wenn es keine Fahrgäste gibt. Mitunter müssen die Fahrer bis zu einer Stunde warten. | ||
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+ | Toilettengänge außerhalb der Pause müssen die Fahrer bei der extra KI beantragen und diese gelten zunächst nicht als Arbeitszeit. Die Anerkennung eines Toilettenstops als Arbeitszeit und damit auch Bezahlung müssen die Fahrer jeweils schriftlich beantragen. Denn „Grundsätzlich werden solche Arbeitszeitunterbrechungen von der Arbeitszeit abgezogen“, schrieb Moia Anfang Mai an die Mitarbeiter. „Es ist wichtig zu wissen, dass solche Unterbrechungen nur im Ausnahmefall vorgenommen werden können, weil diese den laufenden technischen Betrieb in extremer Weise stören.“ | ||
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+ | Moia-Sprecherin Jennifer Langfeldt will jedoch nichts davon wissen, dass Moia Toilettenpausen nicht vergütet. Recht hat sie, jedenfalls wenn die Fahrer jede Pause schriftlich beantragen und das Unternehmen diese Anträge dann anerkannt und genehmigt. | ||
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+ | Zu geringe Rüstzeiten sorgen für Überstunden | ||
+ | Auch neue Rüstzeiten wurden mit dem jetzt eingeführten Arbeitszeitmodell eingeführt: Vor Schichtbeginn gibt es fünf, nach Schichtende zehn Minuten, in denen die Fahrer ein- und auschecken, das Fahrzeug auswählen, das System hochfahren, eine Abfahrtskontrolle vornehmen, sich beim Pooling an- oder abmelden und am Ende das Auto reinigen und laden müssen. Mitarbeiter bestätigen, dass das in der kurzen Zeit unmöglich zu schaffen sei. Überstunden sind dadurch letztlich täglich vorprogrammiert. Ein Problem sieht Moia darin nicht, denn auch für die Vergütung der hier zu viel gearbeiteter Minuten könnten die Angestellten später einen eigenen Antrag auf Erstattung stellen. | ||
==Gerichtsprozesse== | ==Gerichtsprozesse== |
Version vom 20. Januar 2022, 16:50 Uhr
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2016 |
Sitz | Berlin |
Leitung | Robert Henrich |
Mitarbeiterzahl | 1.300 (Dezember 2020) |
Branche | Personenbeförderung |
Die Moia GmbH beschäftigt aktuell rund 1.300 Menschen, von denen 200 in der Entwicklung tätig sind. Seit 2017 betreibt Moia in Hannover und seit 2019 in Hamburg eine Flotte von Hunderten Fahrzeugen zum sogenannten Ridepooling. Die Moia GmbH ist ein eigenständiges Tochterunternehmen des Volkswagen Konzerns.
Fälle von Union Busting
Versuch der Verhinderung der Betriebsratswahl
Einige Beschäftigte des Standortes Hamburg wollten 2021 einen Betriebsrat gründen und bekamen enormen Gegenwind. Eigentlich sollte Mitte Juli die Betriebsratswahl stattfinden. Doch das Moia-Management legt den Initiatoren so viele Steine in den Weg wie sie möglich. [1] [2]
Union Busting Methoden
Am 4. Mai fand einer der Initiatoren morgens ein Kündigungsschreiben in seinem Briefkasten, ohne Poststempel. Es müsse ihm nachts per Bote zugestellt worden sein, sagte er der taz. Ein Grund für die außerordentliche fristlose Beendigung des Arbeitsverhältnisses steht nicht auf dem Schreiben. Der Angestellte hatte zuvor Flyer verteilt und in Firmenchats gegen das neue Arbeitszeitmodell mobilisiert. Auch über die Pausenorte habe er sich häufig beim Management beschwert. Als Quittung dafür schickt ihm das Unternehmen die Kündigung und erteilte ihm ein Hausverbot. Damit wird es ihm kaum möglich sein die Unterschriften für seine Kandidatur zur Betriebsratswahl zu sammeln. Nur er hatte sich geweigert sich seine Bürgerrechte von Moia abkaufen zu lassen. Deshalb versucht Moia ihn nun mit anderen Methoden loszuwerden. Fünf weitere Mitstreiter für die Wahl eines Betriebsrats kaufte Moia per Abfindungen aus dem Unternehmen raus.
Arbeitsbedingungen
KI muss Toilettenpause genehmigen Immer wieder berichten Fahrer anonym in der Presse von den skandalös schlechten Arbeitsbedingungen. Nach dem Corona-Lockdown, in dem die meisten Angestellten in Kurzarbeit waren, kam das Management plötzlich mit einigen Einschnitten für die Mitarbeiter um die Ecke. Dazu gehört unter anderem die automatische technische Dokumentation jeder Arbeitszeitunterbrechung und damit die vollständige Überwachung durch die KI. Bereits zuvor berichteten Mitarbeiter das sie sich wie Roboter fühlen würden.
Musste man die Pausen früher bei Kollegen in der Zentrale beantragen, so übernimmt diese Funktion nun die KI. Diese legt selbstständig fest, wann und wo die Fahrer Pause machen dürfen. Für die Fahrer ein Problem, denn oft stehen sie dann auf Supermarkt- oder Krankenhausparkplätzen, wo sie dann versuchen eine öffentliche Toiletten zu finden. Das kann zeitaufwendig sein. Doch auch diese berechneten Pausen gibt es nur sehr unregelmäßig, eben dann, wenn es keine Fahrgäste gibt. Mitunter müssen die Fahrer bis zu einer Stunde warten.
Toilettengänge außerhalb der Pause müssen die Fahrer bei der extra KI beantragen und diese gelten zunächst nicht als Arbeitszeit. Die Anerkennung eines Toilettenstops als Arbeitszeit und damit auch Bezahlung müssen die Fahrer jeweils schriftlich beantragen. Denn „Grundsätzlich werden solche Arbeitszeitunterbrechungen von der Arbeitszeit abgezogen“, schrieb Moia Anfang Mai an die Mitarbeiter. „Es ist wichtig zu wissen, dass solche Unterbrechungen nur im Ausnahmefall vorgenommen werden können, weil diese den laufenden technischen Betrieb in extremer Weise stören.“
Moia-Sprecherin Jennifer Langfeldt will jedoch nichts davon wissen, dass Moia Toilettenpausen nicht vergütet. Recht hat sie, jedenfalls wenn die Fahrer jede Pause schriftlich beantragen und das Unternehmen diese Anträge dann anerkannt und genehmigt.
Zu geringe Rüstzeiten sorgen für Überstunden Auch neue Rüstzeiten wurden mit dem jetzt eingeführten Arbeitszeitmodell eingeführt: Vor Schichtbeginn gibt es fünf, nach Schichtende zehn Minuten, in denen die Fahrer ein- und auschecken, das Fahrzeug auswählen, das System hochfahren, eine Abfahrtskontrolle vornehmen, sich beim Pooling an- oder abmelden und am Ende das Auto reinigen und laden müssen. Mitarbeiter bestätigen, dass das in der kurzen Zeit unmöglich zu schaffen sei. Überstunden sind dadurch letztlich täglich vorprogrammiert. Ein Problem sieht Moia darin nicht, denn auch für die Vergütung der hier zu viel gearbeiteter Minuten könnten die Angestellten später einen eigenen Antrag auf Erstattung stellen.
Gerichtsprozesse
Proteste
Quellen / Nachweise
- ↑ Kevin Hoffmann 21.07.2021 Frontberichte Arbeitsunrecht: VW-Tochter Moia Hamburg: Verhinderung von Betriebsratsgründung und skandalöse Arbeitsbedingungen https://arbeitsunrecht.de/frontberichte-07-2021/
- ↑ Katharina-Schipkowski taz 2. 7. 2021 Sie sollen fahren, nicht pinkeln https://taz.de/Arbeitsbedingungen-bei-VW-Tochter/!5783715/