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Andere Vetretungsorgane: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | AVOs werden vom Management oder management-nahen Beschäftigten initiiert. Alternative Vertretungsorgane sollen Betriebsratsgründungen vorbeugen, verhindern oder eine erfolgreiche Betriebsratsverhinderung oder -zerschlagung dauerhaft absichern. | ||
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+ | Andere Vertretungsorgane haben keine gesetzlichen Rechte, sondern sind auf Konsens und letztlich das Wohlwollen der Unternehmensleitung angewiesen, die häufig die Zusammensetzung der AVO bestimmt.<ref>{{Literatur |Autor=Werner Rügemer und Elmar Wigand |Titel=Union Busting in Deutschland — Gegen Mitbestimmung und | ||
+ | Organisierung |Hrsg=Otto Brenner Stiftung |Band=Arbeitsheft |Nummer=77 |Ort=Frankfurt a. M. |Datum=2014 |Seiten=56}}</ref> | ||
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+ | Für die Einrichtung, Installation und Durchsetzung von AVOs bedienen sich Unternehmen spezialisierter Arbeitsrechts- und Wirtschaftskanzleien sowie PR-Agenturen.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Anette Dowideit |url=https://correctiv.org/aktuelles/wirtschaft/2024/03/01/hasso-plattner-institut-verhindert-betriebsrat-und-laesst-sich-das-ueber-200-000-euro-kosten/ |titel=Hasso-Plattner-Institut verhindert Betriebsrat – und lässt sich das über 200.000 Euro kosten |werk=correctiv.org |datum=2024-03-01 |abruf=2024-05-08}}</ref> | ||
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+ | == Fälle == | ||
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+ | Der Fußballverein [[Hertha BSC]] vereitelte eine anstehende Betriebsratsgründung mit Hilfe der Kanzlei [[Heuking]].<ref>{{Internetquelle |autor=Jessica Reisner |url=https://arbeitsunrecht.de/union-busting-news-3-24-hertha-bsc-glasfaserausbau-lufthansa-und-ein-streik-rekord-in-roetha/#anker03 |titel=Union Busting News 3/24: Hertha BSC / Belegschafts-Ausschuss statt demokratische Mitbestimmung nach Betriebsverfassungsgesetz |werk=arbeitsunrecht,de |hrsg=Aktion gegen Arbeitsunrecht |datum=2024-02-22 |abruf=2024-05-08}}</ref> | ||
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+ | Im März 2024 deckten die Aktion gegen Arbeitsunrecht und Correctiv eine Betriebsratsverhinderung mit Hilfe eines AVOs am [[Hasso-Plattner-Institut]] auf.<ref name=":0" /><ref>{{Internetquelle |autor=Aktion gegen Arbeitunrecht |url=https://arbeitsunrecht.de/hasso-plattner-institut-union-busting-durch-pseudo-betriebsrat-wann-ermittelt-die-staatsanwaltschaft/ |titel=Hasso-Plattner-Institut: Union Busting durch Pseudo-Betriebsrat. Wann ermittelt die Staatsanwaltschaft? |werk=arbeitsunrecht.de |datum=2024-03-04 |abruf=2024-05-08}}</ref> | ||
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+ | Im Januar 2016 wurde im Spielesoftwareunternehmen [[Goodgame Studios]] mit Hilfe eines „Retention Working Group“ genannten AVOs eine anstehende Betriebsratsgründung vereitelt.<ref>{{Literatur |Autor=Alexander Demling |Titel=Goodgame: Betriebsrat wird vom Management bekämpft |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2016-01-19 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/goodgame-betriebsrat-wird-vom-management-bekaempft-a-1072512.html |Abruf=2024-05-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/regionales/hamburg/article151223539/Die-Anti-Verdi-Propaganda-war-erfolgreich.html |titel=Goodgame Studios vs. Verdi: Mitarbeiter wollen keinen Betriebsrat - WELT |sprache=de |abruf=2024-05-22}}</ref> | ||
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+ | == Forschung == | ||
+ | Bereits 2006 veröffentlichten die Sozialwissenschaftler Hauser-Ditz und Pries eine Studie zu AVOs.<ref>{{Literatur |Autor=Axel Hauser-Ditz, Markus Hertwig and Ludger Pries |Titel=Betriebsräte und „Andere Vertretungsorgane“. Verbreitung und Kontext betrieblicher Beschäftigtenvertretungen in der deutschen Privatwirtschaft |Sammelwerk=Industrielle Beziehungen / The German Journal of Industrial Relations |Band=Jahrg. 13 |Nummer=4 |Verlag=Barbara Budrich |Datum=2006 |JSTOR=23277727 |Seiten=340-369}}</ref> Im Jahr 2010 folgte die Hans-Böckler-Stiftung mit einer Untersuchung von Herwig.<ref>{{Literatur |Autor=Markus Herwig |Titel=Die Praxis "Anderer Vertretungsorgane" — Formen, Funktionen und Wirksamkeit |Hrsg=Hans Böckler Stiftung |Sammelwerk=Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung |Verlag=Edition Sigma |Ort=Düsseldorf |Datum=2010 |ISBN=978-3-8360-8722-3}}</ref> | ||
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Version vom 25. Mai 2024, 20:06 Uhr
Die anderen Vertretungsorgane (alternative Vertretungsorgane, AVOs) sind Gremien abseits des Betriebsverfassungsgesetzes, die als Konkurrenz, Alternative oder Gegenmodell zu gesetzlich vorgesehenen und geschützten Betriebsräten dienen.
Alternative Vertretungsorgane zählen zu den Erscheinungsformen des Union Busting. Das Handelsblatt sieht 2024 einen Trend.[1]
AVOs werden vom Management oder management-nahen Beschäftigten initiiert. Alternative Vertretungsorgane sollen Betriebsratsgründungen vorbeugen, verhindern oder eine erfolgreiche Betriebsratsverhinderung oder -zerschlagung dauerhaft absichern.
Andere Vertretungsorgane haben keine gesetzlichen Rechte, sondern sind auf Konsens und letztlich das Wohlwollen der Unternehmensleitung angewiesen, die häufig die Zusammensetzung der AVO bestimmt.[2]
Für die Einrichtung, Installation und Durchsetzung von AVOs bedienen sich Unternehmen spezialisierter Arbeitsrechts- und Wirtschaftskanzleien sowie PR-Agenturen.[3]
Fälle
Der Fußballverein Hertha BSC vereitelte eine anstehende Betriebsratsgründung mit Hilfe der Kanzlei Heuking.[4]
Im März 2024 deckten die Aktion gegen Arbeitsunrecht und Correctiv eine Betriebsratsverhinderung mit Hilfe eines AVOs am Hasso-Plattner-Institut auf.[3][5]
Im Januar 2016 wurde im Spielesoftwareunternehmen Goodgame Studios mit Hilfe eines „Retention Working Group“ genannten AVOs eine anstehende Betriebsratsgründung vereitelt.[6][7]
Forschung
Bereits 2006 veröffentlichten die Sozialwissenschaftler Hauser-Ditz und Pries eine Studie zu AVOs.[8] Im Jahr 2010 folgte die Hans-Böckler-Stiftung mit einer Untersuchung von Herwig.[9]