| Eine gängige Methode des Union Busting ist es, die Belegschaft gezielt zu bearbeiten und Stimmung gegen den Betriebsrat zu machen z.B. durch vom Management einberufene Betriebsversammlungen, Rundmails, eindringliche Einzel-und Gruppengespräche. | | Eine gängige Methode des Union Busting ist es, die Belegschaft gezielt zu bearbeiten und Stimmung gegen den Betriebsrat zu machen z.B. durch vom Management einberufene Betriebsversammlungen, Rundmails, eindringliche Einzel-und Gruppengespräche. |
− | Auch im Fall von Goodgame Studios ist gewerkschaftsfeindliche Propaganda und das Verbreiten einer feindseligen Stimmung gegen den Betriebsrat bekannt geworden. Viele Mitarbeiter berichteten, dass ein bedrückendes Klima der Angst herrschte, in der man kaum seine freie Meinung äußern konnte. Auf einer firmeninternen Info-Veranstaltung wurde der Betriebsrat in aggressiver Weise als veraltetes Instrument dargestellt, das nicht zu dem modernen Gaming - Unternehmen passt. Der Belegschaft wurde nahe gelegt, die Gründung eines Betriebsrats würde ihre Arbeitsplätze gefährden. In einer emotionalen Ansprache erklärte der Geschäftsführer der Belegschaft die Gewerkschaft Verdi wolle "das Unternehmen auseinandernehmen". In den sozialen Medien verspotteten leitende Angestellte die Betriebsratsinitiative. Bei der Wahl zum Wahlvorstand herrschte eine entsprechend aufgeladene Stimmung.<ref name=":3">Goodgame Studios vs. Verdi: Mitarbeiter wollen keinen Betriebsrat - WELT, DIE WELT, https://www.welt.de/regionales/hamburg/article151223539/Die-Anti-Verdi-Propaganda-war-erfolgreich.html , abgerufen am 26.05.2024 </ref><ref name=":2" /> | + | Auch im Fall von Goodgame Studios ist gewerkschaftsfeindliche Propaganda und das Verbreiten einer feindseligen Stimmung gegen den Betriebsrat bekannt geworden. Viele Mitarbeiter berichteten von einem bedrückendem Klima der Angst. Auf einer firmeninternen Info-Veranstaltung wurde der Betriebsrat in aggressiver Weise als veraltetes Instrument dargestellt. Der Belegschaft wurde nahe gelegt, die Gründung eines Betriebsrats würde ihre Arbeitsplätze gefährden. In einer emotionalen Ansprache erklärte der Geschäftsführer der Belegschaft die Gewerkschaft Verdi wolle "das Unternehmen auseinandernehmen". In den sozialen Medien verspotteten leitende Angestellte die Betriebsratsinitiative.<ref name=":3">Goodgame Studios vs. Verdi: Mitarbeiter wollen keinen Betriebsrat - WELT, DIE WELT, https://www.welt.de/regionales/hamburg/article151223539/Die-Anti-Verdi-Propaganda-war-erfolgreich.html , abgerufen am 26.05.2024 </ref><ref name=":2" /> |
− | Vor der anstehenden Wahl zum Wahlvorstand ließ das Management eine Arbeitsgruppe von Mitarbeitern eine AVO als Alternative zum Betriebsrat vorstellen. Die Präsentation fand während der Arbeitszeit statt und unter Freistellung von der Arbeit statt. Gleichwohl behauptete das Management, die Präsentation und die AVO seien von diesen Mitarbeitern "ohne Ausnahme von der Arbeitsgruppe aus eigenem Antrieb und ohne Auftrag oder Zutun der Geschäftsführung erarbeitet" worden. Nach der torpedierten Betriebsratsgründung erarbeitete ein Gremium aus fünf Mitarbeitern mit dem Management einen Vertrag für das alternative Mitbestimmungsmodell. In einer vom Unternehmen durchgeführten Wahl entschieden sich 86% der Mitarbeiter diesen Vertrag anzunehmen. Das Unternehmen preiste in einer Pressemitteilung "weitgehende Initiativ- und Mitbestimmungsrechte" des Konstruktes an. Es wurde nicht bekannt, was genau dahinter steht. Eine klarere Sprache sprach die Bekanntgabe des Stellenabbaus bei Goodgame Studios nur sieben Monate nach der vereitelten Betriebsratsgründung. <ref>Belegschaft von Goodgame Studios stimmt mit großer Mehrheit für eigene Mitarbeitervertretung, Goodgame Studios, 2016-05-26, https://www.goodgamestudios.com/de/unternehmen/presse/mitteilungen/belegschaft-von-goodgame-studios-stimmt-mit-groser-mehrheit-fur-eigene-mitarbeitervertretung/ abgerufen am 27.05.2024</ref><ref name=":0" /><ref>Stellungnahme zu Kündigungen und Betriebsrat | Goodgame Blog, Goodgame Studios, 2015-12-18, https://www.goodgamestudios.com/de/blog/stellungnahme-zu-kundigungen/2015/12/18/#more-57879 abgerufen am 27.05.2024</ref><ref name=":3" /><ref>Kai von Appen: Kahlschlag im Zocker-Himmel, taz, 22.August 2016, https://taz.de/Entlassungen-bei-Computerspiel-Hersteller/!5326613/ abgerufen am 27.05.2016</ref> | + | Vor der anstehenden Wahl zum Wahlvorstand ließ das Management eine Arbeitsgruppe von Mitarbeitern eine AVO als Alternative zum Betriebsrat vorstellen. Die Präsentation fand während der Arbeitszeit statt und unter Freistellung von der Arbeit statt. Gleichwohl behauptete das Management, die Präsentation und die AVO seien von diesen Mitarbeitern "ohne Ausnahme von der Arbeitsgruppe aus eigenem Antrieb und ohne Auftrag oder Zutun der Geschäftsführung erarbeitet" worden. Nach der torpedierten Betriebsratsgründung erarbeitete ein Gremium aus fünf Mitarbeitern mit dem Management einen Vertrag für das alternative Mitbestimmungsmodell. In einer vom Unternehmen durchgeführten Wahl entschieden sich 86% der Mitarbeiter diesen Vertrag anzunehmen. Das Unternehmen preiste in einer Pressemitteilung "weitgehende Initiativ- und Mitbestimmungsrechte" des Konstruktes an. Es wurde nicht bekannt, was genau dahinter steht. Eine klarere Sprache sprach die Bekanntgabe des Stellenabbaus bei Goodgame Studios nur sieben Monate nach der vereitelten Betriebsratsgründung.<ref>Belegschaft von Goodgame Studios stimmt mit großer Mehrheit für eigene Mitarbeitervertretung, Goodgame Studios, 2016-05-26, https://www.goodgamestudios.com/de/unternehmen/presse/mitteilungen/belegschaft-von-goodgame-studios-stimmt-mit-groser-mehrheit-fur-eigene-mitarbeitervertretung/ abgerufen am 27.05.2024</ref><ref name=":0" /><ref>Stellungnahme zu Kündigungen und Betriebsrat | Goodgame Blog, Goodgame Studios, 2015-12-18, https://www.goodgamestudios.com/de/blog/stellungnahme-zu-kundigungen/2015/12/18/#more-57879 abgerufen am 27.05.2024</ref><ref name=":3" /><ref>Kai von Appen: Kahlschlag im Zocker-Himmel, taz, 22.August 2016, https://taz.de/Entlassungen-bei-Computerspiel-Hersteller/!5326613/ abgerufen am 27.05.2016</ref> |