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* Einstiegslohn von 10,60 Euro über 2 Jahre
 
* Einstiegslohn von 10,60 Euro über 2 Jahre
 
* fast nur Teilzeitverträge über 20-Stunden
 
* fast nur Teilzeitverträge über 20-Stunden
* extreme körperliche Belastung durch hohe Stückzahlen
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* extreme körperliche Belastung  
 
* Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht
 
* Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht
* Bonussystem, das Überwachung der Arbeitsschritte nötig macht und von dem nur 5% der Beschäftigten profitieren
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* undurchsichtiges Bonussystem
    
==Arbeitsbedingungen==
 
==Arbeitsbedingungen==
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Nach einem Bericht der Tagesschau vom 2. November 2020 sah es in der Zeit kurz vor der vor der Übernahme durch die Oetker-Gruppe und der Fusion mit Durstexpress nicht besser aus: Team- und Schichtleiter hätten unbezahlte Überstunden leisten müssen, die Fahrer hätten oft nicht pünktlich Feierabend machen können, es hätte Probleme beim Arbeitsschutz gegeben und Mitarbeitern, die unverschuldet wegen Krankheit fehlten, sei schnell gekündigt worden. Das Unternehmen habe die Tatsache ausgenutzt, dass viele Mitarbeiter Teilzeitkräfte waren und es keine betriebliche Mitsprache gab. Vor der Übernahme durch die Oetker-Gruppe habe man offensichtlich die Mitarbeiterkosten in der Bilanz niedrig halten wollen. "Schlimmer als die Flaschenpost geht es nicht", ist das Fazit eines Mitarbeiters."<ref>Marcel Kolvenbach in der Tagesschau, Flaschenpost und Durstexpress – „Ein Klima der Angst“[https://www.tagesschau.de/wirtschaft/flaschenpost-durstexpress-oetker-101.html]04.11.2020</ref>
 
Nach einem Bericht der Tagesschau vom 2. November 2020 sah es in der Zeit kurz vor der vor der Übernahme durch die Oetker-Gruppe und der Fusion mit Durstexpress nicht besser aus: Team- und Schichtleiter hätten unbezahlte Überstunden leisten müssen, die Fahrer hätten oft nicht pünktlich Feierabend machen können, es hätte Probleme beim Arbeitsschutz gegeben und Mitarbeitern, die unverschuldet wegen Krankheit fehlten, sei schnell gekündigt worden. Das Unternehmen habe die Tatsache ausgenutzt, dass viele Mitarbeiter Teilzeitkräfte waren und es keine betriebliche Mitsprache gab. Vor der Übernahme durch die Oetker-Gruppe habe man offensichtlich die Mitarbeiterkosten in der Bilanz niedrig halten wollen. "Schlimmer als die Flaschenpost geht es nicht", ist das Fazit eines Mitarbeiters."<ref>Marcel Kolvenbach in der Tagesschau, Flaschenpost und Durstexpress – „Ein Klima der Angst“[https://www.tagesschau.de/wirtschaft/flaschenpost-durstexpress-oetker-101.html]04.11.2020</ref>
 
==Union Busting==
 
==Union Busting==
===Betriebsratsberhinderung ===
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===Betriebsratsbehinderung ===
 
Auf [https://arbeitsunrecht.de  arbeitsunrecht.de] berichteten wir bereits in der Vergangenheit, dass Flaschenpost bzw. Durstexpress die Gründung von Betriebsräten und das Engagement für bessere Arbeitsbedingungen unter anderem in Münster, Düsseldorf und Leipzig zu verhindern versuchte.<ref>Frontberichte 10 2021[https://arbeitsunrecht.de/frontberichte-10-2021/#anker04]</ref><ref>Magazin Mitbestimmung der Hans-Böckler-Stiftung[https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-22904.htm]02/2020</ref>  
 
Auf [https://arbeitsunrecht.de  arbeitsunrecht.de] berichteten wir bereits in der Vergangenheit, dass Flaschenpost bzw. Durstexpress die Gründung von Betriebsräten und das Engagement für bessere Arbeitsbedingungen unter anderem in Münster, Düsseldorf und Leipzig zu verhindern versuchte.<ref>Frontberichte 10 2021[https://arbeitsunrecht.de/frontberichte-10-2021/#anker04]</ref><ref>Magazin Mitbestimmung der Hans-Böckler-Stiftung[https://www.boeckler.de/de/magazin-mitbestimmung-2744-22904.htm]02/2020</ref>  
    
Im Rahmen des Zusammenschlusses von [[Durstexpress]] und Flaschenpost streikten Ende 2020 in mehreren Städten die Mitarbeiter beider Unternehmen. Flaschenpost geht mit zahlreichen [[Union Busting-Methoden]] gegen die Versuche Betriebsräte zu gründen vor. Laut der Gewerkschaft Verdi konnten die Beschäftigten bisher keinen unabhängigen Betriebsrat ohne Repressionen durch das Unternehmen gründen.  
 
Im Rahmen des Zusammenschlusses von [[Durstexpress]] und Flaschenpost streikten Ende 2020 in mehreren Städten die Mitarbeiter beider Unternehmen. Flaschenpost geht mit zahlreichen [[Union Busting-Methoden]] gegen die Versuche Betriebsräte zu gründen vor. Laut der Gewerkschaft Verdi konnten die Beschäftigten bisher keinen unabhängigen Betriebsrat ohne Repressionen durch das Unternehmen gründen.  
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=== Betriebsratsbehinderung in Düsseldorf ===
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===Betriebsratsbehinderung in Berlin 2021===
In '''Düsseldorf''' klagte das Unternehmen gegen die Wahl des Wahlvorstandes und entließ alle involvierten Kollegen. Das Arbeitsgericht und das Landesarbeitsgericht Düsseldorf wiesen den Antrag auf Abbruch der Wahl ab. Gleich acht Mitarbeiter erhielten zeitgleich die Kündigung – zuerst fristgerechte, danach folgten mindestens sieben fristlose. Die Gewerkschaft NGG erstattete Strafanzeige gegen die Geschäftsführer von Flaschenpost.<ref>NRZ 17.02.2020 Gewerkschaft NGG verklagt Flaschenpost in Düsseldorf, abgerufen 03.07.2021 https://www.nrz.de/staedte/duesseldorf/gewerkschaft-verklagt-flaschenpost-firma-in-duesseldorf-id228452467.html</ref><ref>{{Cite web|title=Wie Flaschenpost versucht hat, eine Betriebsratswahl zu verhindern|url=https://www.deutsche-startups.de/2020/04/17/flaschenpost-betriebswahl/}}</ref>     
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In Berlin ficht das Unternehmen die Betriebsratswahl jetzt vor dem Arbeitsgericht an und führt dafür zahlreiche konstruierte Gründe an. So behauptet Flaschenpost etwa, dass Kandidaten nicht genug Unterstützungsunterschriften für die Zulassung zur Wahl gehabt hätten und die Betriebsratsinitiatoren angeblich Einladungsfristen nicht eingehalten haben. Obwohl Flaschenpost bereits vor dem Düsseldorfer Arbeitsgericht mit dem Vorwurf zu kurzer Einladungsfristen zur Betriebsversammlung scheiterte, versucht es das Unternehmen in Berlin erneut. Der neue Regionalleiter von Flaschenpost in Berlin '''Eugen Buchholz''' war seinerseits auch für das Vorgehen gegen die Betriebsratsinitiatoren in Düsseldorf verantwortlich.
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Flaschenpost versucht zudem zu instrumentalisieren, dass es keine geheime Abstimmung gab. Dazu NGG-Gewerkschaftssekretär Sebastian Riesner: „Wir haben offen abgestimmt, weil kein Teilnehmer eine geheime Abstimmung gefordert hat.“ Die anwesenden Mitarbeiter wählten den Wahlvorstand zudem ohne Gegenstimmen. Am 31. Mai 2021 fand ergebnislos ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Berlin statt, ein erster Kammertermin wird vermutlich im Oktober 2021 folgen.
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Flaschenpost lässt sich vor Gericht durch die '''[https://pwwl.de/ Kanzlei Pusch Wahlig Workplace Law]''' vertreten. Nach seiner erfolgreichen Gründung will der Berliner Betriebsrat die willkürliche Anstellungspraxis und das undurchsichtige Bonussystem ändern, sowie einen arbeitsfreien Samstag für die Lagerarbeiter erstreiten und die grundsätzliche Befristung von Verträgen angehen. An den alten Flaschenpost-Standorten liegt nach Angaben der Gewerkschaft NGG die Befristungsquote bei bis zu 95 Prozent.<ref>Frontberichte 04 2020[https://arbeitsunrecht.de/frontberichte-10-2021/#anker04]</ref>
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=== Betriebsratsbehinderung in Düsseldorf, Köln und Leipzig ===
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In '''Düsseldorf''' klagte das Unternehmen gegen die Wahl des Wahlvorstandes und entließ alle involvierten Kollegen. Das Arbeitsgericht und das Landesarbeitsgericht Düsseldorf wiesen den Antrag auf Abbruch der Wahl ab. Gleich acht Mitarbeiter erhielten zeitgleich die Kündigung – zuerst fristgerechte, danach folgten mindestens sieben fristlose. Die Gewerkschaft NGG erstattete Strafanzeige gegen die Geschäftsführer von Flaschenpost.<ref>NRZ 17.02.2020 Gewerkschaft NGG verklagt Flaschenpost in Düsseldorf, abgerufen 03.07.2021 https://www.nrz.de/staedte/duesseldorf/gewerkschaft-verklagt-flaschenpost-firma-in-duesseldorf-id228452467.html</ref><ref>deutsche startups 27.04.2020 Wie Flaschenpost versucht hat, eine Betriebsratswahl zu verhindern, abgerufen 03.07.2021 https://www.deutsche-startups.de/2020/04/17/flaschenpost-betriebswahl/</ref>     
    
In '''Leipzig''' versuchte Flaschenpost, die Betriebsversammlung zu verhindern. In '''Köln''' schaffte das Unternehmen es nach Angaben von Kollegen, diese Versammlung zu sprengen: Die Geschäftsführung habe die Beschäftigten an der Teilnahme gehindert, während sie unternehmenstreue Mitarbeiter zur Abstimmung geschickt hätte.   
 
In '''Leipzig''' versuchte Flaschenpost, die Betriebsversammlung zu verhindern. In '''Köln''' schaffte das Unternehmen es nach Angaben von Kollegen, diese Versammlung zu sprengen: Die Geschäftsführung habe die Beschäftigten an der Teilnahme gehindert, während sie unternehmenstreue Mitarbeiter zur Abstimmung geschickt hätte.   
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Die Initiative ehemaliger Durstexpress-KollegInnen [https://kuendingdingdong.wordpress.com/ KünDingDong] berichtet, dass Durstexpress bzw. Flaschenpost in Leipzig und Berlin an zahlreiche entlassende Mitarbeiter mittlerweile hohe Abfindungen wegen unrechtmäßigen Entlassungen und fehlender Massenentlassungsanzeige zahlen musste. Wie hoch die gezahlten Abfindungen tatsächlich sind veröffentlichte die Initiative jedoch nicht.  
 
Die Initiative ehemaliger Durstexpress-KollegInnen [https://kuendingdingdong.wordpress.com/ KünDingDong] berichtet, dass Durstexpress bzw. Flaschenpost in Leipzig und Berlin an zahlreiche entlassende Mitarbeiter mittlerweile hohe Abfindungen wegen unrechtmäßigen Entlassungen und fehlender Massenentlassungsanzeige zahlen musste. Wie hoch die gezahlten Abfindungen tatsächlich sind veröffentlichte die Initiative jedoch nicht.  
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===Betriebsratsberhinderung in Berlin 2021===
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In Berlin ficht das Unternehmen die Betriebsratswahl jetzt vor dem Arbeitsgericht an und führt dafür zahlreiche konstruierte Gründe an. So behauptet Flaschenpost etwa, dass Kandidaten nicht genug Unterstützungsunterschriften für die Zulassung zur Wahl gehabt hätten und die Betriebsratsinitiatoren angeblich Einladungsfristen nicht eingehalten haben. Obwohl Flaschenpost bereits vor dem Düsseldorfer Arbeitsgericht mit dem Vorwurf zu kurzer Einladungsfristen zur Betriebsversammlung scheiterte, versucht es das Unternehmen in Berlin erneut. Der neue Regionalleiter von Flaschenpost in Berlin Eugen Buchholz war seinerseits auch für das Vorgehen gegen die Betriebsratsinitiatoren in Düsseldorf verantwortlich.
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Flaschenpost versucht zudem zu instrumentalisieren, dass es keine geheime Abstimmung gab. Dazu Gewerkschaftssekretär Sebastian Riesner: „Wir haben offen abgestimmt, weil kein Teilnehmer eine geheime Abstimmung gefordert hat.“ Die anwesenden Mitarbeiter wählten den Wahlvorstand zudem ohne Gegenstimmen. Am 31. Mai 2021 fand ergebnislos ein Gütetermin vor dem Arbeitsgericht Berlin statt, ein erster Kammertermin wird vermutlich im Oktober 2021 folgen. Flaschenpost lässt sich vor Gericht durch die Kanzlei Pusch Wahlig Workplace Law vertreten.
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Nach seiner erfolgreichen Gründung will der Berliner Betriebsrat die willkürliche Anstellungspraxis und das undurchsichtige Bonussystem ändern, sowie einen arbeitsfreien Samstag für die Lagerarbeiter erstreiten und die grundsätzliche Befristung von Verträgen angehen. An den alten Flaschenpost-Standorten liegt nach Angaben der Gewerkschaft NGG die Befristungsquote bei bis zu 95 Prozent.<ref>Frontberichte 04 2020[https://arbeitsunrecht.de/frontberichte-10-2021/#anker04]</ref>
      
==Übernahme durch Dr. Oetker==
 
==Übernahme durch Dr. Oetker==
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